Wir haben ausgewählte Expert*innen um ihre Einschätzungen zu wichtigen Zukunftsthemen gebeten: Blockchain, Credit Scoring, Daten, Digitaler Vertrieb, Machine Learning, Payment, Regional wird digital und Tech Giants – das sind auch die wichtigen Trendthemen der Branche, die wir mit unserem Beirat identifiziert und zu den Themenblöcken der Konferenz FinForward gemacht haben. Die Antworten unserer Expert*innen liest du hier, auf Twitter und in unserem Newsletter.
Teil 1: Digitaler Vertrieb
Digitaler Vertrieb aus Banken-Sicht: Tobias Lücke, Bereichsleiter Digitaler Vertrieb bei der Hamburger Sparkasse
Fintech Week fragt: Wie schätzt du die Entwicklung in diesem Bereich ein?
Tobias Lücke antwortet: Der Trend zu mehr Online-Abschlüssen wird sich noch weiter verstärken, sogar zunehmend auch für beratungsintensive Produkte. Das bedeutet für Banken zweierlei: Zum Einen müssen alle Leistungen digital abschlussfähig werden. Zum anderen müssen wir verstärkt an den relevanten „digitalen Absprungpunkte“ präsent sein, an denen der Kundenbedarf entsteht. Neben Special-Interest- und Vergleichsseiten wird das auch immer stärker über Social Media laufen.
Was ist für dich die spannendste Entwicklung in diesem Bereich?
Die Videolegitimation war schon eine wirklich spannende, weil einfache und zugleich wirksame Innovation. Damit haben Banken und Fintechs eine moderne und schnelle Form der Fern-Legitimation. Der Gang in die Bank- oder Postfiliale entfällt. Ebenfalls spannend ist sicherlich die Kombination aus Robo Advisor, Chatbot und KI. Es wird spannend sein zu sehen, wie weit die Kundeninteraktion über solche immer ausgefeilteren Systeme funktionieren wird.
Welche Entwicklung hältst für unterschätzt?
Das Thema „Digitale Unterschrift“. Aktuell sehe ich da zwar noch keine vollends überzeugende Lösung, aber hier liegt eine Menge Potential. Wann immer wir im digitalen Vertrieb noch eine physische Unterschrift benötigen, sinkt die Conversion-Rate massiv. Sei es, weil wir tatsächlich noch Papier auf die Reise schicken müssen und damit zwischen Antrag und Unterschrift mehrere Tage liegen. Oder weil der Kunde den Antrag noch ausdrucken und zur Post bringen muss. Ein gutes eSign-Verfahren könnte die Churn Rate deutlich steigern und wäre für Banken und Sparkassen damit Gold wert.
Digitaler Vertrieb aus Insurtech-Sicht: Tilman Freyenhagen, Geschäftsführer des Insurtech-Fachverlages Alsterspree
Fintech Week fragt: Wie schätzt du die Entwicklung in diesem Bereich ein?
Tilman Freyenhagen antwortet: Es gibt nicht den Kunden, sondern nur den Bedarf. Und der ist mal selbständig und digital zu stillen, mal lässt er sich nur durch eine Beratung erkennen und bedienen. Das ist vergleichbar mit einem Kunden im Baumarkt: Mal sucht er bloß einen Hammer, mal hat ein Problem, dessen Lösung er ohne Beratung nicht findet.
Was ist für dich die spannendste Entwicklung in diesem Bereich?
Generell: Für den Insurtech-Bereich ist es die Pivotierung von BrokerTech zum digitalen Versicherer. Da wurde der Disruptor zum Enabler, frei dem Motto: Die Startups haben die Ideen, die Corportes die Kunden und das Geld, tun wir uns doch zusammen.
Welche Entwicklung hältst für unterschätzt?
Den B2B-Bereich sowie den Angriff von außen, damit meine ich von den GAFA-Unternehmen speziell Amazon.