Penta & Qonto: der Beginn der heißen Konsolidierungsphase?
Medienberichten zufolge wird die französische Neobank Qonto den Berliner Konkurrenten Penta übernehmen. Beide Institute bieten Geschäftskonten für Selbstständige und KMU an, erweitert um verschiedene Funktionen, zum Beispiel für die Buchhaltung. Ein genauer Kaufpreis ist nicht bekannt, es ist von einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag die Rede.
Qonto hatte bereits in der Vergangenheit versucht, auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen, der große Erfolg blieb bisher aus. Durch die Übernahme vergrößern die Pariser nicht nur ihre Kundenbasis in Deutschland, sie werden zu einem europäischen Neobanken-Schwergewicht. Möglicherweise ist das der Beginn einer längeren Konsolidierungsphase. Eine Entwicklung, die durch den Rückgang bei den Finanzierungen begünstigt wird. Es ist bekannt, dass die meisten Neobanken nicht kostendeckend arbeiten. Das liegt auch am Geschäftsmodell: Konten werden sehr günstig angeboten, kostenlose Basisversionen sind Standard. Neue Kunden zu gewinnen, kostet aber Geld, vor allem, wenn die Zielgruppe Unternehmen sind. Diese Kosten mit sehr günstigen Produkten wieder auszugleichen, ist nicht einfach, die Kundenakquisitionskosten werden so zum limitierenden Faktor eines eigentlich hochgradig skalierbaren Geschäftsmodells. Wie dieses Problem in der Praxis aussieht, wird am Beispiel Holvi deutlich: 2016 übernahm die spanische Großbank BBVA das Start-up, 2021 kaufte der Gründer Tuomas Toivonen sein Unternehmen zurück. Der BBVA war es nicht gelungen, mit der Neobank Geld zu verdienen. Toivonen griff deshalb zu radikalen Maßnahmen, zum Beispiel stellte er das Marketing fast komplett ein (Senkung der Kundenakquisitionskosten) und strich das kostenlose Basiskonto. In der Folge verlor Holvi in nur wenigen Monaten ein Sechstel seiner Kunden, neue kommen seitdem kaum noch hinzu.
Viele spezialisierte Neobanken dürften vor ähnlichen Problemen stehen. Nicht alle werden in der Lage sein, einen längeren Zeitraum ohne Finanzierungen zu überstehen. Überlebt am Ende eine große KMU-Neobank? Oder werden Revolut, N26 und Co., die auch im weniger komplexen und einträglicheren Privatkundengeschäft gut aufgestellt sind, ihre Angebote für Unternehmen weiter ausbauen? Hier schließt sich eine weitere interessante Erkenntnis an: Bisher bleiben die Neobanken unter sich und kaufen sich gegenseitig auf. Möglich, dass die etablierten Banken noch immer skeptisch sind, was die neuen digitalen und hochspezialisierten Geschäftsmodelle angeht. Oder sie warten ab und versuchen, die Neobanken aufzukaufen, die am Ende der Konsolidierungsphase übrigbleiben. Ob die Kriegskassen der etablierten Banken dann noch ausreichen, ist allerdings unwahrscheinlich. Mit Ausnahme der Deutschen Bank, die mit Fyrst ein eigene KMU-Neobank im Portfolio hat, lässt das nur den Schluss zu, dass alle anderen Banken den Zug mit den KMU-Kunden abfahren lassen.
Bereits in der vergangenen Woche gab es eine Neobanken-Übernahme: Die Briten Gohenry haben den französischen Rivalen Pixpay gekauft. Diese Banken haben ihre Produkte auf Kinder und Jugendliche zugeschnitten, bieten ergänzende Inhalte zur finanziellen Bildung an. Auch hier zeigt sich eine ähnliche Tendenz von schnellem Wachstum und gegenseitigen Übernahmen. Zwar haben auch die Etablierten Angebote für junge Menschen, mit den spezialisierten Neobanken kann man diese aber kaum vergleichen. Lassen die Banken sich auch dieses Segment wegnehmen? Es sieht so aus.
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Zebra – Magazin für Sustainable Finance ist ein Onlinemagazin über nachhaltige Finanzen. Hier können sich Entscheider, Multiplikatoren und Early Adopter über relevante Entwicklungen aus den Bereichen Tech, Investment und Regulatorik informieren. zebramagazin.de
– Fintech-News Deutschland –
Vivid verlässt Russland: Wegen des Ukrainekriegs schließt die Berliner Neobank Vivid ihr Büro in Moskau. Die mehr als 100 Angestellten wechseln in andere Niederlassungen, beispielsweise nach Alamty in Kasachstan, ins zypriotische Limassol, nach Amsterdam oder Berlin. financefwd.com
Viafintech gewinnt neuen Kooperationspartner: Viafintech, ein Tochterunternehmen von Paysafe, hat in der Direktbank Comdirect einen neuen Partner gefunden. Wer über ein Comdirect-Konto verfügt, kann Bargeld jetzt auch an allen Viafintech-Akzeptanzstellen einzahlen und abheben. paymentandbanking.com
20 Millionen für Charles: Das Berliner Start-up Charles wirbt in einer von Salesforce Ventures angeführten Series-A-Finanzierungsrunde 20 Million Dollar ein. Investiert haben Accel und HV Capital. Mit der Software von Charles können Händler ihre Ware direkt über Whatsapp verkaufen. finextra.com
Auch wichtig:
+++ Thinksurance holt Mathias Berg als vierten CEO in die Geschäftsleitung. Bisher hatte Berg die Position des Chief Insurance Officers bei dem Insurtech inne. asscompact.de +++ Payback erweitert seine mobilen Zahlungsfunktionen. Ab sofort können in der App auch Kreditkarten als Zahlungsmittel hinterlegt werden. Pressemitteilung +++
– Neue Podcast-Folgen –
+++ Payment and Banking hat Lukas Zühlke und Mirko Krauel (Otto Payments) zu Gast. paymentandbanking.podigee.io +++ Bei Durch die Bank beantwortet die Volkswirtin Dr. Heike Winter (Deutsche Bundesbank) Fragen zum digitalen Euro. bv-events.de +++ Alireza Siadat beschäftigt sich mit der Markets in Crypto-Assets Regulation. paytechlaw.com +++
– News International –
Kein Ende in Sicht: Bereits vor einigen Wochen hat Gemini zehn Prozent seiner Angestellten entlassen. Jetzt folgt eine weitere Runde, bei der die Belegschaft um 68 Personen reduziert wird. techcrunch.com
Sichere Blockchain: Chainproof will Smart-Contracts sicherer machen. Dafür arbeitet das Start-up an Versicherungen in institutioneller Qualität für quelloffene Smart-Contracts auf öffentlichen, dezentralen Blockchains. it-finanzmagazin.de
Planänderung: Die britische Starling Bank hat ihre Europapläne vorerst auf Eis gelegt und die Bewerbung für eine irische Bankenlizenz zurückgezogen. Das Unternehmen will vorerst seine Präsenz im Bereich Banking-Technologie international ausbauen. altfi.com
– Über den Tellerrand: Tech-Giant-News für die Finanzbranche –
Bezahl-Monopol: Handelt es sich bei Apple Pay um ein illegales Monopol? Zumindest die Affinity Credit Union sieht das so und strebt deshalb eine Sammelklage gegen Apple an. Konkret wird bemängelt, das Apple Pay die einzige iPhone-App ist, mit der eine Zahlung via NFC ausgeführt werden kann. it-finanzmagazin.de
Einkaufen auf Instagram: Meta Platforms führt in den USA eine neue Bezahlfunktion ein. Instagram-Benutzer können damit Produkte von kleinen Unternehmen mit Meta Pay direkt innerhalb der Chat-Funktion der App kaufen. finextra.com
Einkaufen auf Youtube: Auch Alphabet will das Onlineshopping noch stärker in die bestehenden Plattformen integrieren. Youtube und Shopify arbeiten zusammen an einer Funktion, die eine Verknüpfung von Youtube-Kanälen und Shopfiy-Shops ermöglicht. techcrunch.com
– Treffpunkte –
FinTech Forum 2022: Das FinTech Forum behandelt in diesem Jahr die Themen Payments, Banking, Asset Management, Insurance, Capital Markets, und Blockchain/ Crypto/ Web 3.0. Zu jedem Thema gibt es Vorträge und Präsentationen. Daneben bietet die Veranstaltung ausreichend Raum, um neue Kontakte zu knüpfen. 24. November 2022, Frankfurt am Main.
Mehr Veranstaltungen zu Fintech findet ihr im Event-Kalender auf finletter.de. Hier könnt ihr uns Tipps für Events geben.
– Wochenendlektüre –
So kommen die Großen durch die Krise: In jeder Krise gibt es auch Gewinner. Finance FWD hat untersucht, wie sich die großen deutschen Fintechs in der aktuellen Situation schlagen. financefwd.com
Die Bedeutung der Bankfiliale: Mark Hartmaring von der Targobank ist überzeugt, dass die persönliche Beratung auch in Zukunft noch eine wichtige Rolle spielen wird. der-bank-blog.de
– Das Beste zum Schluss –
Wer zuletzt lacht: Der NFT-Sammler Franklin hat zum Spaß 100 ETH für die ENS-Domain „stop-doing-fake-bids-its-honestly-lame-my-guy.eth“ geboten. Bevor er sein Angebot zurückziehen konnte, wurde es akzeptieren. Der Witz kostet den Sammler so rund 150.000 US-Dollar. btc-echo.de