Mein Wunschzettel an die Banken 2019

Friedrich Kersting
Friedrich Kersting

Wunsch 1: Mehr Kundenorientierung

2019 werden die Banken den strategischen Wandel von der Produkt- zur Kundenorientierung vollziehen.

Sie stellen dazu ihre Kunden konsequent in den Mittelpunkt aller Überlegungen und definieren diese nicht mehr stumpf nach Alter und Vermögen, sondern nach individuellen Bedürfnissen und Lebensphasen: junge Familien, vermögende Singles, Häuslebauer, mittelständische Unternehmen, kommerzielle Immobilieninvestoren, Senioren, Wohnungssuchende, Autokäufer oder Unternehmer.

Jede Zielgruppe erhält dann die jeweils notwendige, umfassende Unterstützung bis zur Problemlösung, bei der die klassischen Bankprodukte allenfalls einen kleinen Teil ausmachen.

Solch ein Beyond-Banking-Konzept macht den Kunden das Leben leichter und wird entsprechende Begeisterung schaffen. Und die Banken bleiben als vielseitiger Orchestrator im Leben der Kunden nicht nur relevant, sondern werden auch bevorzugter, vertrauenswürdiger (!) Partner. Was für ein Imagewandel!

Wunsch 2: Mehr Unternehmertum

2019 werden die Banken zudem einsehen, dass Filialschließungen, Personalabbau und sonstige Sparmaßnahmen keine Wende zum Guten einleiten. Auch die Optimierung bestehender Prozesse sowie die 2018 so beliebten Gebührenerhöhungen sind lediglich eine kurzfristige Optimierung des Status Quo.

Friedrich-W. Kersting hat für finletter die Innovationen der Bankenbranche im Blick
finletter-Kolumnist Friedrich-W. Kersting hat die Bankenbranche im Blick

Stattdessen setzen die Banken im neuen Jahr auf Unternehmertum! Sie optimieren den Status Quo nicht mehr, sondern stoßen dessen kompromisslose „kreative Zerstörung“ an, entdecken neue Chancen und nehmen diese konsequent wahr. Sie integrieren Innovationen von außen schneller und setzen komplett neue Geschäftsmodelle durch – und sind bereit, die damit verbundenen Risiken zu tragen.

2019 übernehmen die Banken also die Vorreiterrolle und schaffen es so, ihre großen Kundenstämme zu verteidigen und Technologiekonzerne und Fintechs auf Distanz zu halten!

Wunsch 3: Erfolgreichere Ideenschmieden

Um neue Geschäftsmodelle einzuführen, investierten Banken in den letzten Jahren massiv in „Innovation Labs“ und „Digital Garagen“ genannte Ideenschmieden – bisher ohne nennenswerte Erfolge.

2019 werden die Banken daher bei den Töchtern notwendige Korrekturen vornehmen, d.h. sie werden sie loslösen von den langwierigen Bankprozessen und Entscheidungswegen, um ihnen ein schnelleres und unbürokratischeres Ausprobieren neuer Konzepte zu ermöglichen, ihre Vernetzung in die Bank optimieren, um einen frühzeitigen und sinnvollen gegenseitigen Austausch zu gewährleisten und ihre Aufgabe darauf fokussieren, Impulse in die Bank zu tragen und konkrete Projekte anzustoßen, die sich dann als eigenständiges Start-up beweisen müssen.

Die Banken selbst werden 2019 endlich die Bereitschaft (und Fähigkeit) zeigen, die Anregungen der „Innovation Labs“ und „Digital Garagen“ anzunehmen und umzusetzen, und damit beweisen, dass die hohen Investitionen mehr sind, als nur ein „Digitalisierung-Feigenblatt“!

Wunsch 4: Mehr Gründerinnen

Die aus den Ideenschmieden hervorgehenden eigenständigen Start-ups werden ab 2019 vermehrt von Gründerinnen geführt.

Denn im neuen Jahr werden sich endlich mehr Frauen den Schritt in Führungspositionen der Start-up-Welt zutrauen und damit Bodenhaftung, Realismus und Risikobewusstsein in die aktuell doch sehr Testosteron-und Hybris-geprägte Szene einziehen!

Photo by rawpixel on Unsplash

Bleibt abschließend nur zu hoffen, dass Wünsche manchmal wirklich wahr werden…