Fintechs 2022
In den ersten zwei Wochen eines jeden Jahres sind zwei Dinge gewiss: ungewöhnlich volle Fitnessstudios und journalistische Blicke in die Glaskugel. In diesem Jahr haben sich einige Autoren ein paar Tage mehr Zeit gelassen und in dieser Woche ihre Fintech-Prognosen für das immer noch junge Jahr veröffentlicht.
„Payment and Banking“ geht dabei mit konkreten Fintechs ins Rennen. Der Artikel verzichtet auf Bewertungen der einzelnen Unternehmen, traut diesen aber auf Grund der Auswahl eine relevante Bedeutung im laufenden Jahr zu. Dabei sind spannende Fintechs, wie Brygge, das sich mit Senioren auf eine eher ungewöhnliche Zielgruppe für Tech-Start-ups konzentriert. Andere Fintechs zeichnet demnach aus, dass sie Otto-Normal-Kunden das Investment in Buzz-Technologien, wie DeFi oder NFT ermöglichen; ein Weiteres will ETF nicht nur zur Geldanlage, sondern auch am Point of Sale nutzbar machen. Das Besondere an „Paymenttools“ ist auf den ersten Blick der Emittent: Der Supermarkt-Riese Rewe geht mit der Fintech-App einen weiteren Schritt auf seiner Reise, die viele Komponenten des Einkaufserlebnisses verbinden soll.
„Gründerszene“ wird mit dem Ausblick noch deutlich konkreter: Dort wird nicht nur auf interessante Fintechs verwiesen. Der Artikel ist im Grunde eine Wette auf die kommenden Branchenstars mit begehrtem Einhorn-Status. Die Einschätzung stammen dabei jedoch nicht von der Redaktion, sondern von bekannten VC-Köpfen. Als Bedingung nannte das Portal, dass keine Fintechs aus dem jeweils eigenen Portfolio genannt werden durften. Unterm Strich stehen sechs Unternehmen, denen der große Schritt 2022 zugetraut wird. Bei Billie kommt der Gedanke vermutlich weniger überraschend, das BNPL-Fintech verfügt bereits über eine Bewertung von rund 600 Millionen US-Dollar. Mit Penta hat es aber auch ein Unternehmen auf die Liste geschafft, dessen Gründer nach fünf Jahren allesamt ausgestiegen sind und welches 2019 noch nicht mal eine halbe Millionen Euro wert war. Hinzu gesellen sich unter anderem zwei Steuer-Start-ups, die umso interessanter wirken, da für beide noch kein Wert angesetzt ist.
Im „Bank-Blog“ hat finletter-Gründer Clas Beese weniger einzelne Marktteilnehmer, als viel mehr das große Ganze im Blick: Zuversichtlich blickt er auf die nahe Fintech-Zukunft, in der es nicht mehr immer um den nächsten Superlativ oder bahnbrechende Innovationen gehe, sondern um relevante Inhalte in der Nische.
paymentandbanking.de, business-insider.de (Paywall), der-bank-blog.de
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„Digital, Regional, Genial“ titelt die aktuelle GOLDILOCKS-Ausgabe, dem App-Magazin von finletter und Sparkassen Innovation Hub. Die Autoren Caro und Clas Beese gehen der Frage auf den Grund, ob Sparkassen mit dem Aspekt Regionalität gegen die GAFAs punkten können. Lesen Sie hier, wie die alte Stärker im Plattform-Zeitalter zum Ass im Ärmel werden könnte. (Web | Android | iOS)
– Fintech-News Deutschland –
Bafin schaut Fintechs auf die Finger: Dass die Finanzdienstleistungsaufsicht im Wirecard-Skandal eine eher unrühmliche Figur gespielt hat, ist ein alter Hut. Nun will die Bafin aber offensichtlich deutlich machen, dass sie aus ihren Fehlern gelernt hat. Nachdem N26 ins Visier der Behörde geriet, hat die Bafin nun dem nächsten Fintech-Einhorn, der Solarisbank, einen Sonderbeauftragten zugeteilt. Zudem soll bis Ende des Jahres eine Landkarte entstehen, die sogenannte Auslagerungs-Ketten im Finanzsektor abbilden soll. boersen-zeitung.de
Automatisierte Baufi-Entscheidung: Für die meisten Häusle-Bauer oder -Käufer ist der Immobilienkredit ein einmaliges und gewaltiges Unterfangen. Ein fixer Teil davon ist es bisher, sich vor dem Bankberater in der Filiale finanziell zu offenbaren. Durch eine Kooperation von Spardabank und Hypoport könnte das künftig auch anders laufen. Durch eine Bonitätsprüfung über PSD2-Schnittstellen, soll so nicht nur der Abschluss, sondern sogar die Kreditentscheidung an sich sofort online erfolgen. financefwd.com
Abstieg einer unsicheren Sicherheitstechnologie: Noch sind die Tage der SMS-Tan in Deutschland nicht gezählt. Mit den Sparkassen und Volksbanken steigen aber nun zwei relevante Player aus der Technologie aus. Wohl spätestens im Sommer müssen sich 2,4 Millionen Kunden der beiden Gruppen dann umstellen. Grund für das Aus der SMS-Tan seien Kosten- und Sicherheitsfragen. handelsblatt.com
Prüfer investieren in KI: Manchmal treiben große Tiefschläge Innovationen voran. So liest sich zumindest die Meldung, dass große Prüfungsgesellschaften nach dem Wirecard-Skandal in großem Stil in Künstliche Intelligenz und weitere Digital-Techniken investieren. Alleine in diesem Jahr würden die vier großen Prüfer hierfür fünf Milliarden Dollar in die Hand nehmen. handelsblatt.com
SAP kauft Taulia: Zumindest 95 Prozent der Firmenanteile wird der deutsche Software-Riese ab März halten. Taulia ist ein US-Fintech, dass sich um Working-Capital-Management und Lieferketten-Finanzierung kümmert. Der Meldung nach kauft sich SAP damit derzeit zwei Millionen Kunden mit ein, die die Taulia-Dienste Jahr für Jahr nutzen. finanzen.ch
Fintechs vermiesen Geldfälschern das Business: Der Schluss ist logisch und dennoch erwähnenswert: Wenn mehr Kunden digital bezahlen, eröffnet das zwar digitalen Betrügern mehr Möglichkeiten. Auf der anderen Seite erschwert es aber kriminellen Geldfälschern das Geschäft. Nun liegen auch offizielle Zahlen vor, nach denen der durch Falschgeld entstandene Schaden so niedrig ist, wie zuletzt vor 20 Jahren. Wermutstropfen: Bundesbankvorstand Johannes Beermann führt die Zahlen vor allem auf ausgefallene Bargeld-Gelegenheiten, wie Weihnachtsmärkte und auch auf weniger Kontrollen zurück. So könnte der Trend sich künftig wieder relativieren. faz.net
Binance in Deutschland: Binance scheint seinen Fokus auf Deutschland zu verstärken. Das erkenne man nicht nur am Abwerben des Europa-Directors von Etoro, schreibt „Finance Fwd“. Derzeit bemüht die Krypto-Börse sich demnach scheinbar um eine für Deutschland passende Lizenz. Eine solche Krypto-Verwahrlizenz wurde bislang erst dreimal erteilt. financefwd.com
– Fintech-News International –
PayPal auf Talfahrt: Es ist ein Lehrbeispiel der Verhältnismäßigkeit. Ein Quartalsgewinn von 800 Millionen Dollar würde den meisten Firmenchefs wohl die Freudentränen in die Augen treiben. Anders ist das bei PayPal, dort bedeutet das Ergebnis des letzten Vorjahres Quartals nichts weniger als einer Reduzierung um knapp 50 Prozent. Die Erlöse stiegen zwar, jedoch deutlich weniger als noch im Vorjahr. Entsprechend gelitten hat daher nun auch der aktuelle Wert der Aktie. finanzen.net
Stripe und Spotify: Durch eine Kooperation des Fintechs und des Podcast-Imperiums sollen Podcaster in 30 Ländern künftig neue Möglichkeiten erhalten, ihre Inhalte zu monetarisieren. mobiflip.de
Chinas Krypto-Plan: Der chinesische Staat hat jüngst wiederholt die Krypto-Welt angegriffen. Nun wurde ein Plan veröffentlicht, wie das Land künftig bei dem Thema plant. Unter Leitung des Instituts für Cyberspace sollen dann gezielt Institutionen und Regionen mit Blockchain-Know-how versehen werden. Der Artikel bezieht die neuen Bemühungen explizit auch auf Krypto-Technologien. finews.ch
Revolut bietet jetzt Haustierversicherungen: „Finextra“ zufolge ist es ein weiterer Schritt auf Revoluts Weg zu einer Super-App. In verschiedenen Staffelungen können Haustierbesitzer ihre Lieblinge künftig so absichern, dass jährlich bis zu 10.000 Pfund der Tierarztkosten übernommen werden. Das Angebot gilt entsprechend zunächst nur für Großbritannien. finextra.com
Fintechs sind afrikanischer Wachstumstreiber: Der Private-Equity-Fonds Partech hat einen Africa-Report veröffentlicht, nach dem im vergangenen Jahr das Start-up-Wachstum auf dem afrikanischen Kontinent weiterhin überdurchschnittlich hoch war. Die Verteilungen schienen dabei jedoch recht einseitig. Von den insgesamt gut fünf Milliarden US-Dollar gingen rund 40 Prozent nach Nigeria. Fintechs machten dem Report nach das wichtigste Investorenziel aus, auf den Sektor entfielen demnach 62 Prozent. Pressemitteilung
– Treffpunkte –
Ai4 2021 Finance Summit: Führungskräfte aus der Wirtschaft und Datenexperten – diese Kombination soll an zwei Tagen für gegenseitige Bereicherung sorgen. Auf der Agenda stehen Technologien, wie Künstliche Intelligenz und Machine Learning. 3.–4. März, online
Mehr Veranstaltungen zu Fintech finden Sie im Event-Kalender auf finletter.de. Hier können Sie uns Tipps für Events geben.
– Wochenendlektüre –
Klarna-Schulden: Es ist ein fragwürdiger Trend, der sich derzeit in sozialen Netzwerken, wie Tiktok, ausbreitet. Junge Menschen der Generation Z überbieten sich gegenseitig mit ihrem Schuldenstand bei Klarna. Durch das „Buy now, pay later”-Prinzip würden junge Kunden verleitet, mehr zu kaufen, als dies sonst der Fall gewesen wäre. Zwar gebe es keine gesicherten Hinweise darauf, dass der Trend auch Verschuldung befördere, auch bei Klarna äußerte man sich jedoch bereits beunruhigt. financefwd.com
Mit NFT für Assange: Der bekannte NFT-Künstler PAK will mit einer neuen NFT-Aktion Finanzmittel sammeln, die zur Verteidigung des Wikileaks-Gründers Julian Assange genutzt werden soll. Dabei soll eine limitierte Kollektion entstehen, deren Inhalt sich mit der Zeit aufgrund von Smart-Contracts ändert. Das Kunstwerk soll in der kommenden Woche veröffentlicht werden. btc-echo.de
Alternativen zu SMS-TAN: Dass Millionen von deutschen Bankkunden bald keine SMS-Tan mehr werden nutzen können, war weiter oben in diesem finletter schon Thema. Die „FAZ“ zeigt dazu gleich mögliche Alternativen auf. faz.net
Bedeutung von Daten für Finanz-Branche: Dass eine zuverlässige Datenbasis eklatant wichtig ist für Finanzinstitute, ist im Grunde ein No-Brainer. Was das aber konkret bedeutet, steht auf einem anderen Blatt. Dieser Artikel soll darüber aufklären, wie man die Qualität von Daten überhaupt bemessen und im Anschluss dann auch steigern kann. it-finanzmagazin.de
Cloud und Fintechs: Laut dem Beitrag gehen gerade etablierte Finanzdienstleister das Thema Cloud noch zu stiefmütterlich an. Obwohl die Notwendigkeit der Stärkung dieser Technologie bekannt sein dürfte, seien die Defizite im, Cloud-Bereich noch massiv. Im Podcast erzählt ein Experte, dass sich das nun ändern müsse und werde. finanz-szene.de
– Meist gelesen im vergangenen finletter –
…war der Beitrag über das Diem-Scheitern. btc-echo.de
– Das Beste zum Schluss –
Fintech mit Bio-Zertifikat: Bio-Lebensmittel sind im Trend und gefühlt jeder Hersteller möchte einen entsprechenden Stempel aufgedrückt bekommen – ob zu Recht oder nicht. Diese Dynamik treibt nun ganz neue Blüten. Mit Aifinyo hat es jetzt nämlich ein Fintech geschafft, das begehrte Bio-Siegel zu erlangen. Geht es anderen Fintechs in jüngerer Vergangenheit vor allem darum, generell als nachhaltig wahrgenommen zu werden, bemühte man sich bei Aifinyo erfolgreich um das Bio-Lebensmittel-Siegel der Kontrollstelle ÖkoP. Das scheint bei genauer Betrachtung tatsächlich sinnig, da viele Aifinyo-Kunden nach Angaben des Unternehmens dessen Dienstleistungen nutzen, um Bio-Rohstoffe vorzufinanzieren. Das Fintech ist in dem Fall der Händler und profitiert vom Bio-Label wie der Gemüsemarkt um die Ecke. aifinyo.de