finletter 382 – Krypto-Domino, ID-Dienste, Klarna

Martin Pieck
Martin Pieck

Krypto-Domino

Immer noch zieht die FTX-Pleite Konsequenzen in der Krypto-Szene nach sich. In den letzten Wochen wurde immer wieder spekuliert. Nun hat die auf Krypto-Lending spezialisierte Firma Blockfi offiziell den Insolvenzantrag gestellt. Bereits seit der Pleite von FTX hatte Blockfi keine Auszahlungen an Kund:innen mehr getätigt. Besonders heikel scheint hier, dass die US-Ableger von FTX gar einer der Blockfi-Gläubiger war.

Das Krypto-Modell stellt das Unternehmen jedoch nicht ein, dem Insolvenzantrag sollten vielmehr umfassende Restaurierungen folgen. Für „t3n“ kam die Nachricht nicht unerwartet, immerhin hatte Blockfi zu Beginn des sogenannten Krypto-Winters bereits Federn lassen müssen. Krypto-Guru Sam Bankman-Fried sei sogar an einer Übernahme interessiert gewesen. Dazu kam es nicht mehr. Immerhin lieh FTX dem angeschlagenen Unternehmen über 400 Millionen US-Dollar. Geld erhielt das Unternehmen im Übrigen auch von Peter Thiel bzw. hielt dessen Wagneskapital-Firma knapp ein Fünftel des Krypto-Verleihers.

Als weiteres Opfer der Pleitewelle in der Krypto-Branche bezeichnet das „Handelsblatt“ Bitfront. Grund dafür, dass das Unternehmen keine neuen Kunden mehr annehme und binnen der nächsten Monate endgültig schließen wird, sei, dass der japanische Mutterkonzern mit der schnellen Entwicklung in der Branche nicht mehr mitkomme.

Um die Krypto-Börse Kraken sieht es Medienberichten zufolge auch nicht gut aus: Zwar habe die das Geschäft nicht eingestellt; aufgrund der Unruhen in der Krypto-Szene habe Kraken aber fast jede dritte Stelle gestrichen. Laut dem CEO schrumpft die Belegschaft damit auf das Niveau von vor einem Jahr. Damals habe man einfach stark aufbauen müssen, um dem Boom gerecht zu werden. Immerhin scheint es bei Kraken in der Tat noch besser zu laufen als bei den vorweg genannten Beispielen. So sollen alle, die nun entlassen werden, ihr Gehalt für 16 Wochen ausgezahlt bekommen.

Wie bereits in den vergangenen Wochen, rankten sich auch wieder Gerüchte um den Krypto-Broker Genesis sowie um das Schwesterunternehmen Grayscale. So versuchen Berichten zufolge Genesis-Gläubiger mit Hilfe von Umstrukturierungsanwälten das Unternehmen vor dem Bankrott zu bewahren. Neben den geschäftlichen Schwierigkeiten, hat Genesis zudem mehrere Aufsichtsbehörden am Hals, die prüfen wollen, ob der Krypto-Lender Kleinanleger:innen verleitet hat, in Krypto-Wertpapiere zu investieren, ohne über entsprechende Befugnisse zu verfügen.

Im Grunde sind all diese Nachrichten rund um den Krypto-Markt noch nicht endgültig geschrieben – zuviel kommt derzeit täglich hinzu. Unübersehbar ist aber, dass der Krypto-Winter mit Domino-Effekt daherkommt.

t3n.de, handelsblatt.com, finews.ch, faz.net, manager-magazin.de


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– Fintech-News Deutschland –

Volksbanken unterstützen ID-Fusion: Die Identitätsdienste Verimi und Yes sind fusioniert. Die beteiligten Volksbanken stockten ihre Beteiligung dabei deutlich auf und halten nun ein Fünftel des fusioniert Dienstes. Die Sparkassen halten sich raus und sind nicht nennenswert beteiligt. handelsblatt.com

ING startet Bargeldservice und Legitimation: ING Bargeld nennt die Bank ihr neues Produkt in der App, mit dem Kunden bei über 12.000 Einzelhandelspartnern Bargeld abheben, aber auch einzahlen können. Zeitgleich launcht die ING die Möglichkeit der vollständig digitalen Legitimation über die Ausweisfunktion des Personalausweises. it-finanzmagazin.de

Solaris braucht Geld: Ab der zweiten Hälfte des kommenden Jahres will Solaris die Ausgabe von über einer Millionen ADAC-Kreditkarten verantworten. Da durch diesen Deal die Eigenkapitalquote laut dem „Handelsblatt” zu stark fallen würde, soll Solaris nun an Lösungen feilen. Denkbar sei demnach zum Beispiel eine Veräußerung der Risiken rund um den ADAC-Deal. Das Unternehmen selbst wollte sich zu den Recherchen nicht äußern. handelsblatt.com (Paywall)

Auch wichtig:

+++ S-POS akzeptiert höhere Beträge: Künftig können Händler über die S-POS-App der Sparkassen Girocard-Zahlungen über 50 Euro akzeptieren, solange dies per Pin legitimiert wird. Somit ist für solche Transaktionen über Android-Smartphone kein Terminal mehr notwendig. presseportal.de +++ Finanzfluss baut eigenes Fintech-Produkt, einen ETF-Vergleich. Einen Ausbau auf ein Vergleichsportal von Finanzangeboten kann sich das Unternehmen offenbar gut vorstellen, die rote Linie sei jedoch ein eigener Broker. t3n.de +++ Der Lebensmittelgroßhändler Chefslist bietet seiner Kundschaft künftig BNPL an und verlängert damit das Zahlungsziel kostenlos auf 60 Tage. food-service.de +++ „Deutsche Startups“ stellt sieben neue Fintechs vor, die nach Einschätzung der Redaktion wohl schon bald an Bekanntheit gewinnen könnten. Darunter eine Investment-Möglichkeit für Fans von Athlet:innen in ihre Stars sowie eine Plattform, die regelmäßige Spenden auf festgelegte Bereiche verteilt. deutsche-startups.de +++ Das deutsche Fintech Moss will europaweit die Digitalisierung von KMU vorantreiben und nutzt dafür das Open Banking von Klarna. fundscene.com +++


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– Neue Podcast-Folgen –

+++ Fränzi Kühne sagt im „FinanceFWD“-Podcast Female Finance, dass die klassische Vollzeitstelle ein Auslaufmodell sei. +++ Karolina Decker vergleicht bei She Speaks Finance die Lebenssituation der meisten Frauen mit der eines CFO ihres eigenen Haushalts. dasinvestment.com +++ Im Zeit-Wirtschaftspodcast „Ist das eine Blase?“ spricht Bafin-Chef Mark Branson über den Milliarden-Crash von FTX und fordert dabei eine globale Regulierung der Szene. zeit.de +++ Daniel Seifert verantwortet künftig das Europageschäft der US-Börse Coinbase. Im „Finance Forward“-Podcast spricht er über den Markt nach dem FTX-Drama. financefwd.podigee.io +++ Im profino-Podcast spricht Wefox-Geschäftsführer Rocco Strauß über die Zukunft des deutschen Top-Insurtechs. procontra-online.de +++

 

– News International –

Klarna mit neuer Plattform und Verluststeigerung: In insgesamt 45 Ländern launcht der schwedische Zahlungsdiensleister eine neue Plattform, die Handelsunternehmen und Content Creator zusammenbringen soll. Mittels Instant-Messaging, Gifting-Funktion und flexiblen Provisionen sollen Marken und Influencer:innen so direkt miteinander agieren. Die Plattform soll zudem Echtzeitdaten zu Traffic, Umsatz und durchschnittlichen Bestellwerten bereithalten. Gleichzeitig steht in den Klarna-Quartalszahlen eine Verdreifachung des Verlustes der ersten drei Quartale im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. klarna.com, paymentandbanking.com

SNB sieht Risiko für Bargeld: In einer Krisensituation wie einem Blackout könnte es nach Meinung der Schweizerischen Notenbank eng werden mit der Bargeldversorgung. Das liege auch an dem stetigen Abbau von Geldautomaten, der dem Trend des bargeldlosen Zahlens geschuldet sei. handelsblatt.com

Kryptos in Belgien: Während in den USA noch darüber diskutiert wird, hat die belgische Aufsichtsbehörde dort nun klargestellt, dass es sich bei Krypto-Währungen nicht um Wertpapiere handelt. Die Behörde verneint die Wertpapier-Eigenschaft, da es bei Krypto-Währungen, die durch einen Code geschaffen werden, keine Emittenten gebe. t3n.de

 

– Treffpunkte –

Frankfurt Digital Finance: Das europäische digitale Finanz-Öko-System zusammenbringen, das hat sich die FDF auf die Fahne geschrieben. Dabei reicht die Speaker-Liste vom „Finanz Szene“-Redakteur Christian Kirchner über Solaris-CEO Roland Folz bis zu Nicola Baer, der Vizepräsidentin des EU-Parlaments. 8. Februar 2023, Frankfurt.

Mehr Veranstaltungen zu Fintech findet ihr im Event-Kalender auf finletter.de. Hier könnt ihr uns Tipps für Events geben.

 

– Wochenendlektüre –

N26-Mafia heute: Der Titel ist angelehnt an das US-amerikanische Pendant, die Paypal-Mafia. Gemeint ist die Gründerschmiede von N26, aus welcher heraus diverse neue Start-ups entsprungen sind. „Finance Forward” hat sich angeschaut, was aus dieser Schmiede in Zukunft zu erwarten ist. Dabei unterscheidet der Artikel Ambitionen von Gründern aus dem ehemaligen Management und solche aus dem Netzwerk von N26. Auffällig viele Gründungen sind dabei nicht dem Finanzbereich zuzurechnen. So geht es beispielsweise auch um eine Art Audio-Tiktok, bei dem man seine Lieblingsplätze teilen kann, oder um ein Medizintechnik-Start-up im Stealth-Modus. financefwd.com

Ratgeber zu Maestro-Aus: Viel wurde bereits über die Abschaffung der Maestro-Karte berichtet. Der „Kölner Stadtanzeiger“ liefert eine Art FAQ zu dem Thema und erklärt, was die Änderung konkret für die Nutzerinnen und Nutzer der Karten bedeutet. ksta.de

Neuordnung des Marktes für Karten-Processing: So zumindest versteht „Finanz-Szene“ eine eigentlich „dürre Mittteilung“, laut der das italienische Fintech Nexi neuer Dienstleister der Commerzbank für den Bereich Issuing sei. Der Autor klärt auf, dass hinter dieser Meldung womöglich ein Coup stecken könnte, da im Grunde der deutsche Issuing-Markt durcheinandergewirbelt würde. Dies gelte erst recht perspektivisch, da es sein könne, dass Nexi den hiesigen Markt dann mit einer zentralen Lösung aufmischen wolle. finanz-szene.de (Paywall)

ESG-Fintechs trotzen dem Negativtrend: Eine aktuelle Studie zeigt: Während die Investitionen in Finanz-Start-ups generell unter Druck geraten sind, haben Fintechs mit einem Nachhaltigkeitsschwerpunkt gute Chancen auf ein neues Rekordjahr. der-bank-blog.de [gesponsert]

 

– Das Beste zum Schluss –

Fan-Tokens: Gefühlte 90 Prozent der Berichterstattung über die aktuell laufende Fußball-WM beschäftigt sich mit der Frage, ob man das Turnier überhaupt verfolgen sollte. Eine Quote hat sich durch das Turnier jedoch bereits kräftig gesteigert: Die Anfrage nach Fan-Tokens, also einer modernen Krypto-Version der Panini-Bildchen verzehnfachte sich im November. 300 Millionen Dollar pro Tag betrug im vergangenen Monat das durchschnittliche Handelsvolumen. Passend zum Dauerthema der vergangenen Wochen warnt das „Handelsblatt“ auch gleich vor dem Ende der WM: Spätestens dann könnte es mit dem Wert der Token blitzschnell wieder in den Keller gehen. handelsblatt.com