Google wechselt Payment-Kurs
Gemessen am Selbstverständnis des Weltkonzerns Google hatte Google Pay in den letzten Jahren nicht den durchschlagenden Erfolg, den man erwartet hätte. Fast schon ein wenig unsicher wirkten dabei Versuche, Google Pay zu erneuern und mehr an die Kundenbedürfnisse anzupassen. Bei der Umsetzung einer eigenen Karte sah Google im Vergleich zu Apple so alt aus, dass die Google Card gleich ganz zu den Akten gelegt wurde.
Strategischer Neuanfang
Nicht zufrieden geben wollte man sich bei Google offenbar mit schlechten Erfahrungen im Paymentbereich. So hatte Google zuvor mit Plex über Jahre an einer Kampfansage an die Bankenwelt gearbeitet. Im Oktober wurde das Projekt endgültig eingestampft. Schon damals kristallisierte sich heraus, dass man bei Google lieber den Ansatz verfolgen wolle, mit und nicht gegen die etablierten Player zu wirken. Nun also möchte Google generell nicht mehr selbst als Konkurrenz im Pay-Bereich auftreten. Vielmehr will man seine umfassende Datenkompetenz nutzen und vermittelnd tätig werden. So will Google mit einer neuen App eine zentrale Anlaufstelle für alle Android-Nutzer schaffen, bei der Android-typisch auch Fremdprodukte, wie Samsung Pay, integriert werden können.
Die neue Google-Anwendung soll zugleich aber als digitale Handtasche fungieren, so sollen auch Impfnachweise, Konzertkarten und womöglich auch Krypto-Karten abgelegt werden können. Damit das eine Chance hat, hat Google nun mit Arnold Goldberg einen ehemaligen Paypal-Kopf ins Boot geholt. Goldberg soll die Google-Payments-Abteilung leiten und in dieser Funktion im Grunde den großen Rest-Knopf für Googles Payment-Strategie drücken.
mobiflip.com, btc-echo.de, cointelegraph.com, finextra.com
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– Fintech-News Deutschland –
Kein Schadenersatz durch Bafin: Als der Wirecard-Skandal medial aufbereitet wurde, gab es gefühlt über Monate kaum ein anderes Thema. Lauter und lauter wurden Vorwürfe gegen Beteiligte, Prüfer aber auch gegen die Aufsichtsbehörde Bafin. Hier hatten sich wohl einige Privatanleger bis zuletzt Hoffnungen gemacht, aufgrund regulatorischer Versäumnisse der Behörde einen Teil ihres verloren Geldes zurückzuerlangen. Diese Hoffnungen machte nun aber das Landgericht Frankfurt zunichte. Dem Urteilsspruch nach handle die Finanzdienstleistungsaufsicht nur im öffentlichen Interesse, nicht aber im Interesse privater Einzelanleger. Somit bestünde auch kein Schadensersatzanspruch. faz.net
Halb-Einhorn Moss: Das Berliner Fintech konnte seine Bewertung in einem Halbjahr verdoppeln. Als Grundlage für den Einhorn-Status dient die aktuelle Finanzierungsrunde in Höhe von 75 Millionen Euro, erst im August klingelten die Kassen bei einer Finanzierung, die einem Drittel der aktuellen Runde entsprach. business-insider.de
Verstärkung für Trade Republic: Manchmal zeigen moderne Fintechs, dass sie bereit sind für den nächsten Schritt, wenn sie sich Expertise der klassischen Kreditwirtschaft ins Haus holen. So zumindest könnte man den Schritt von Trade Republic deuten. Mutmaßungen von „Finance Forward” nach, könnte der Schritt aber auch damit zu tun haben, dass die Finanzdienstleistungsaufsicht ein wachsames Auge auf einen der Shooting Stars der Fintech-Szene hat. Die beiden Neuzugänge, Andreas Torner und Gernot Mittendorfer, steigen dem Artikel nach als Geschäftsführer an der Spitze des Neobrokers ein. financefwd.com
Deutsch-französische Freundschaft: Was Peter Thiel anfasst, wird zu Gold- könnte man meinen. Im Fall seines Investments in den Berliner Digitalversicherer Coya schien diese Rechnung bislang nicht aufgegangen zu sein. Vielleicht aber ist Coya im Team mit dem französischen Start-up Luko erfolgreicher. Gemeinsam hat man sich nun vorgenommen, europäischer Marktführer zu werden. Immerhin: tatsächlich handelt es sich bereits um den größten Zusammenschluss zweier Insurtechs mit Vollversicherer-Lizenz. businessinsider.de
Neue N26-Zahlen: Die Smartphone-Bank sah sich genötigt, mit der Veröffentlichung neuer Geschäftszahlen aus dem Jahr 2020 auch gleich eine Begründung mitzuliefern, warum diese nur mittelmäßig ausfallen – zumindest im direkten Vergleich zur relevanten Konkurrenz. Gleichwohl konnte N26 die Erträge auch in der Pandemie-Zeit weiter steigern. Dass nicht nur gejubelt wird, ist Medienberichten zufolge wohl auch dem verpassten Einstieg ins Broker-Geschäft geschuldet. businessinsider.de, boerse-express.de, finanz-szene.de
Aifinyo erhält Lizenz: Der Finanzierungs-Dienstleister will seine Produktpalette erweitern, zunächst wohl um eine Kreditkarte und ein Geschäftskundenkonto. Von der Bafin gab es nun die hierfür nötige Lizenz für Finanztransfergeschäfte. financefwd.com
Klemm mit neuer Gründung: Nur zwei Monate nach dem Multi-Millionen-Dollar-Exit mit seinem Fintech Gabi will der deutsche Gründer Vincenz Klemm sofort den nächsten Schritt wagen. Mit Baobab will er KMU Cyber-Sicherheit verkaufen. Klemm hat mit Gabi bereits gezeigt, was in ihm steckt. Erst fünf Jahre vor seinem Gold-Exit gründete er mit anderen Gabi, einen Check24-Klon – ohne Erfahrungen zum Thema Versicherungen, wie er heute sagt. financefwd.com
– Fintech-News International –
Operas Krypto-Offensive: Wie sehr das Thema Fintech in die Alltagswirklichkeiten eindringt, zeigt der aktuelle Zug des Browser-Dienstes Opera. Dessen aktuelle Beta-Version ist Web-3.0-fähig und verfügt zudem über eine integrierte Wallet, mit der Nutzer einfachen Zugang zu Kryptowährungen und NFT-Anwendungen haben sollen. Möglich wird das im neuen Browser sogar ohne ein Browser-Add-on. Die Nutzung externer Wallets ist zudem aber auch möglich. heise.de
Schweizer Zentralbank skeptisch bei Zentralbankgeld: „Nicht übertreiben“, scheint hier das Motto. Zwar sei ein Test mit Geschäftsbanken kürzlich durchaus vielversprechend gelaufen. Eine digitale Zentralbankwährung, die alltäglich genutzt werden, bringe aber nach Einschätzung der Zentralbank mehr Risiken als Chancen mit sich. Immerhin würde man dann Risiken von Privatpersonen übernehmen. handelsblatt.com
Stripe unterstützt Ford: Der amerikanische Automobilhersteller will sich im Bereich E-Commerce und Zahlungsverkehr neu aufstellen. Dass Ford es dabei ernst meint, zeigt die nun verkündete Kooperation mit dem US-Fintech Stripe. In den kommenden Jahren wird Stripe der Haupt-Zahlungsdienstleister für Ford in Europa und Nordamerika. it-finanzmagazin.de
Walmart denkt über Krypto und Metaverse nach: In jüngerer Vergangenheit scheint der US-Konzern verschiedene Marken angemeldet zu haben, die einen Eintritt ins Metaversum mit eigener Kryptowährung nahelegen. Das Unternehmen ergänzte selbst, dass auch NFT hier eine Rolle spielen könnten. Allerdings spiele man derzeit nur mit Ideen, zu den einzelnen Patentanmeldungen wollte sich der Handelsriese nicht äußern. cnbc.com
Spendesk wird Einhorn: Nach Qonto kommt Spendesk. Das nächste französische Fintech erhält den presitge-trächtigen Einhorn-Status. Möglich wurde das durch eine Erweiterung der letzten Finanzierung um 100 Millionen Euro. Das neue Kapital will das Fintech auch in Deutschland anlegen, die beiden Standorte in Hamburg und Berlin sollen aufgestockt werden. paymentandbanking.com
Kryptohacker im Rausch: Nicht nur Neobroker und Co haben in der jüngeren Vergangenheit deutlich Boden gut gemacht. Auch die Hacker haben ihre „Erträge“ deutlich steigern können. Laut der Blockchain-Datenplattform „Chainanalysis“ haben alleine nordkoreanische Krypto-Hacker im vergangenen Jahr knapp 400 Millionen US-Dollar Kryptogeld ergaunert. 2019 war es noch etwa die Hälfte. btc-echo.de
– Treffpunkte –
Frankfurt Digital Finance Conference 2022: Vor allem Entscheider aus allen relevanten Bereichen sollen bei der Veranstaltung über zukunftsrelevante Themen der Branche diskutieren. Dabei sehen die Veranstalter selbst die Konferenz als Plattform für Zusammenarbeit im europäischen Ökosystem der digitalen Finanzen. Erwartet werden unter anderem Miriam Wohlfarth, Markus Pertlwieser und Joachim Wurmeling. Zum dritten Mal findet die Konferenz nun in Frankfurt statt. Eine Online-Teilnahme ist bei der Hybrid-Veranstaltung aber ebenfalls möglich. 02. Februar, Frankfurt.
Mehr Veranstaltungen zu Fintech finden Sie im Event-Kalender auf finletter.de. Hier können Sie uns Tipps für Events geben.
– Wochenendlektüre –
In-Car-Payment: Autos sind nicht nur der deutschen liebstes Kind, sondern mittlerweile auch rollende Computer, die sich in Sachen Datensammlung wohl kaum vor dem Smartphone in der Tasche verstecken müssen. Logisch, dass sich diese Entwicklung auch auf den Payment-Bereich ausdehnt. So wäre etwa jeder dritte Autofahrer bereit, während der Fahrt oder beim Tankstopp automatisiert über das Fahrzeug zu zahlen. Durch geschickte und smarte Steuerung könnte dem Artikel nach der Vorteil im B2B-Einsatz aber ungleich höher sein. Schon jetzt arbeiteten daher 17 Hersteller an der Entwicklung eingebetteter Payment-Lösungen. paymantandbanking.com
Was Amazon vs. Visa für Deutschland bedeutet: Der Streit zwischen den beiden Großkonzernen sorgte kürzlich nicht nur auf der britischen Insel für Aufmerksamkeit. Amazon UK wollte Visa aufgrund der Gebühren die Akzeptanz aufkündigen, mittlerweile will man aber eine gemeinsame Lösung finden. Das „ZDF“ analysiert die Lage etwas anders. Demnach geht es bei der Auseinandersetzung nicht nur um Gebühren, sondern auch um klassisches Konkurrenzdenken, da Amazon einen eigenen Pay-Ableger ins Rennen schicken wolle. Verbraucher in Deutschland müssten sich vor solch einem Gebührenstreit ohnehin nicht fürchten. Ausufernde Kosten würden demnach von der EU verhindert, so wie es auch in Großbritannien bis zum Brexit der Fall war. zdf.de
Fintech-Hype: Mit Buzzwords wie Hype ist die Medienlandschaft schnell bei der Hand. Dass die „FAZ“ von einem derzeitigen Fintech-Hype spricht, scheint aber durchaus nachvollziehbar. Ob die Fintech-Platzhirsche diesem Hype gerecht werden, versucht der Artikel zu analysieren. faz.net
Bargeld in Deutschland: Die Aussagen zum Thema wirken bisweilen widersprüchlich. Immer noch ist Deutschland Bargeldland – gemessen an vergleichbaren Nachbarländern. Gemessen an der historischen Einstellung der Deutschen zum Thema Bargeld, verändert sich derzeit aber einiges. Nach einer aktuellen Umfrage verzichtet demnach jeder fünfte komplett auf Bargeld-Zahlungen. Ein fast ebenso hoher Anteil der Befragten boykottiere gar Geschäfte, die ausschließlich Bargeld akzeptieren würden. it-finanzmagazin.de
Verbot von Krypto-Mining gefordert: Das Krypto-Mining ist immer wieder in der Kritik, nicht zuletzt aufgrund der nachgesagt miserablen Öko-Bilanz. Aktuell kommt Kritik dazu von recht relevanter Stelle. Erik Thedéen, der stellvertetende Vorsitzende der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde, fordert nicht weniger als ein Verbot von Proof-of-Work-Mining. Proof-of-stake wäre durch das geringere Energieprofil zu bevorzugen. btc-echo.de
– Meist gelesen im vergangenen finletter –
… war der Beitrag aus unserem Editorial, der sich mit Female Finance auseinandergesetzt hat. sparkassen-hub.com
– Das Beste zum Schluss –
Master of Fintech: Wem es auch nach der Lektüre des finletters noch nach mehr Vertiefung in Sachen Fintech dürstet, für den könnte vielleicht ein entsprechendes Studium interessant sein. Bereits im vierten Jahr existiert tatsächlich der Studiengang mit dem eingängigen Namen „Blockchain und Fintech“ an der Universität von Liechtenstein. Recht exklusiv hätte man den Abschlusstitel wohl in der Tasche, immerhin war das vierte Jahr das Rekordjahr des Studiengangs – mit 28 neuen Studenten. punkt4.info