Die Krypto-Sparkasse
Krypto-Währungen haben lange Zeit ein Nischen-Dasein in der Finanzberichterstattung gefristet. Damit dürfte es spätestens in dieser Woche vorbei sein, in der nicht nur jedes Finanz-Medium, sondern auch überregionale Tageszeitungen vom Vorhaben der Sparkassen berichteten, zig Millionen Kunden den Zugang zum Krypto-Handel zu erleichtern.
Dabei handelt es sich offiziell noch um Überlegungen. Fix sei der Krypto-Kurs noch nicht. Doch sei das Interesse der Kunden an Krypto-Assets so enorm, dass dies auch an der Sparkassen-Finanzgruppe nicht vorüber gehe. An einem hörbaren Echo, anhand dessen die Sparkassen die Reaktionen interpretieren können, mangelt es jedenfalls nicht. Angefangen hatte das Portal „Finanz-Szene”, wo darauf verwiesen wird, dass Paypal sich mit seiner Krypto-Offensive im letzten Jahr zwar zuerst aus der Deckung gewagt hätte, die Sparkassen nun aber die Chance hätten, das Krypto-Thema in voller Breite erstmals in Deutschland anzubieten. Ein Clou, der noch getoppt werden könnte von der Umsetzung des Krypto-Features. Demnach sei angedacht, Krypto-Werte sofort über das Girokonto ansteuern zu können – ohne Drittanbieter-Plattform im Vordergrund oder zusätzliche Identifikationsnachweise.
Erhebliche Bedenken
Ein Paukenschlag, der große Wellen schlug. „Bitcoin goes Fußgängerzone”, schreibt etwa der „Spiegel”, während die „FAZ” vor den Krypto-Omas warnt. Was lustig klingen mag, hat ernste Hintergründe. Angelehnt ist die Bezeichnung an das geflügelte Wort der „Lehman-Omas”, denen undurchsichtige Zertifikate verkauft worden seien – das Resultat sorgte weltweit für Schlagzeilen. Ähnlich sieht der Autor die Gefahr im Krypto-Bereich, den die wenigsten wirklich durchblicken dürften.
Auf der Suche nach Mitstreitern bei den klassischen Banken sucht man derzeit eher vergebens. Ganz alleine stehen die Sparkassen aber nicht da. Laut „Finance Forward” hat eine Volksbank in der bayerischen Provinz konkrete Pläne, zeitnah ihr Krypto-Geschäft anzustoßen. Die Hoffnung dahinter: ein erfolgreicher Krypto-Test und ein anschließender Export an weitere Volksbanken.
finanz-szene.de, handelsblatt.com, btc-echo.de, spiegel.de, faz.net, financefwd.com
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– Fintech-News Deutschland –
Volksbanken kaufen Fincompare: Die Nachricht ging in dem Sparkassen-Krypto-Hype ein wenig unter. Doch haben nicht nur Sparkassen Nähe zur Fintech-Branche bewiesen. Ein Konsortium von Volksbanken hat für 15 Millionen Euro das Berliner Fintech Fincompare erworben. Wie ungewöhnlich das scheint, drückt „Business Insider” aus, in dem er die Käufer als „Dinosaurier” der Branche bezeichnet. „Finance Forward” spricht etwas zurückhaltender von der prominesten Übernahme eines Fintechs durch einen „klassischen Player”. businessinsider.de, financefwd.com
Scalable ebenfalls kryptisch: Als ob sich das Fintech mit dem deutschen Sparkassenverband abgesprochen hätte: auch Scalable Capital teilte in dieser Woche mit, Krypto-Trading anbieten zu wollen. Ähnlich wie die Sparkassen und einige Fintech-Konkurrenten zuvor, sollen Kunden keine zusätzliche Wallet benötigen. Wohl auch angesichts der wegfallenden Hürden, erinnert Scalable-Chef Podzuweit vorsorglich an die extremen Schwankungen bei Krypto-Investments. gruenderszene.de
BCB kauft Sutor Bank: Der britische Zahlungsdienstleister BCB Group hat einen „substanziellen“ Betrag in die Hamburger Privatbank Sutor investiert. Was sich nüchtern liest, bedeutet nichts anderes als die Übernahme einer Bank durch ein Fintech. Durch den Deal kann die BCB Group nun die für ihre Angebote nötigen Bankdienstleistungen aus eigenem Hause liefern, während die Sutor-Bank die eigene Krypto-Banking-Plattform ausbauen kann. fundresearch.de
Re:cap startet mit 100 Millionen: Mit zehn Millionen Euro sammelte das Berliner Fintech dem „Handelsblatt“ nach ungewöhnlich viel Geld bereits in der Seed-Runde. Das Fintech mit dem Fokus auf Software-Unternehmen, erhielt zudem aber noch einmal 90 Millionen Euro an Fremdkapital. handelsblatt.com
2021 – Jahr der Gründungen und Rekordinvestitionen: Die Corona-Situation hatte einer aktuellen Studie zufolge nicht bloß Einfluss auf die Quantität von Fintech-Gründungen. Demnach hätten Gründer, die kürzlich angetreten sind, überdurchschnittliche Ambitionen, wollten schneller expandieren. Zudem waren einer neuen Studie zufolge die Kapitalgeber 2021 so spendabel wie nie. So lagen die Finanzierungen mit über drei Milliarden Euro bis September bereits doppelt so hoch wie im Rekordjahr 2019. fintech-i.com, financefwd.com, handelsblatt.com
Gothaers Smartphone-Verträge: Wieder ein Beispiel für etablierte Player, die ihrerseits flexiblen Fintechs Paroli bieten. Die Gothaer hat nun die Software Flischeck in das eigene System implementiert. Den heutigen oder künftigen Kunden der Versicherungen ermöglicht das Unternehmen so, etwa Verträge rechtssicher zu unterschreiben oder Briefe an die Versicherung über das Smartphone zu versenden. Das Programm anerkennt aber nicht nur digitale Unterschriften. Auch Schadensbilder können so einfacher online versendet werden. it-finanzmagazin.de
Fintus-Exit: Es ist die klassische Selfmade-Geschichte. Benjamin Hermanns entwickelt eine Software, gründet ein Fintech und verkauft es anschließend an einen britischen Private-Equity-Fonds. Wobei – ganz so typisch ist es dann doch nicht. Hermanns nimmt das Geld nicht etwa nur für eine angenehme Frührente oder die Entwicklung neuer Ideen. Er bleibt als Gesellschafter mit an Bord der Fintus. faz.net
Coinbase launcht DeFi-Rendite-Programm: Künftig sollen auch Kunden in Deutschland die Möglichkeit haben, DeFi-Erträge zu generieren. Dafür hat die Krypto-Plattform Coinbase ein Programm für Deutschland aufgesetzt. Die Möglichkeit höherer Renditen geht dabei natürlich mit einem deutlich erhöhten Risiko eines finanziellen Verlustes einher. Damit senkt Coinbase einerseits die Zugangshürden für Interessierte, andererseits aber erhöht sie auch das Risiko, dass sich Kunden, die das Thema nicht ausreichend einschätzen können, an hochspekulativen Geschäften beteiligen. cash-online.de
Othoz erhält Finanz-Spritze: Vielen dürfte Othoz nicht besonders bekannt vorkommen, dabei ist das Fintech bereits seit vier Jahren am Start. Nun gab es einen Sichtbarkeits-Booster für das Anlage-Startup aus Berlin. Das Fintech, welches insgesamt mit 50 Millionen Euro bewertet wird, erhielt nun zehn Millionen Euro vom Münchener Venture Capitalist Acton. financefwd.com
Filialsterben der Banken: Das Thema ist nicht neu und auch nur indirekt eines für Fintech-Interessierte. Und doch ist es gerade für diese eine Bestätigung der Annahme, dass immer mehr Kunden auf einfacheren Zugang zu ihren Geldgeschäften angewiesen sind. Immerhin werden Verantwortliche im Text auch damit zitiert, dass immer mehr Kunden auf digitale Angebote ausweichen würden und man sich so in den letzten Jahren gezwungen gesehen habe, eine bedeutende Anzahl an Bankfilialen zu schließen. it-finanzmagazin.de
– Fintech-News International –
Klarna und GoCardless: Zumindest in den USA sind die beiden Fintechs nun eine Kooperation eingegangen. Damit will Klarna seine Möglichkeiten im Bereich Buy Now Pay Later stärker ausbauen. Eine Zusammenarbeit besteht in Großbritannien bereits seit einigen Jahren. ecommerce-news-magazin.de
Trade Republic auf Expansionskurs: Während auf EU-Ebene darüber gestritten wird, ob das Geschäftsmodell der Neobroker künftig verboten wird, bemüht man sich bei Trade Republic offenbar um bessere Nachrichten. So gab das Fintech an, nächstes Jahr nicht wie aktuell in nur sechs Ländern aktiv zu sein – Italien und die Niederlande sind gerade erst hinzugekommen. Der gesamte europäische Wirtschaftsraum soll ab 2022 die neue Spielwiese für Trade Republic werden. faz.net
Mexikanisches Einhorn: In einer B-Runden-Finanzierung hat das mexikanische Fintech Clara 70 Millionen US-Dollar eingesammelt. Nach Aussage des Unternehmens reicht die verhältnismäßig kleine Finanzspritze, um Clara nur acht Monate nach seinem Start in Mexiko in den Einhorn-Status zu heben. Damit sei Clara das lateinamerikanische Start-up, dem das am schnellsten gelungen sei. fintechfutures.com (englischsprachig)
Musk und der Dogecoin: Er hat es wieder getan. Elon Musk hat mit einem einzigen Tweet einen Hype um den Dogecoin ausgelöst. Die Kryptowährung war ursprünglich als Parodie aufgesetzt worden. Das Beispiel zeigt zum einen die Chancen und die Relevanz von Kryptowährungen. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt zeigt es aber vor allem eine extreme Volatilität, deren Verlauf leicht zu beeinflussen ist, wenn man die richtige Follower-Gemeinde sein Eigen nennt. cash.ch
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Ist Regionalität das Ass im Ärmel der Sparkassen im Wettbewerb mit den Tech Giants? Was können Banken für ihre Regionalprodukte von der erfolgreichen Plattform nebenan.de lernen? Und welche News gibt es aus der Finanz- und Tech-Welt rund um das Thema Regionalität? Jetzt herausfinden in der neuen Ausgabe unseres App-Magazins GOLDILOCKS (Web | Android | iOS).
– Neu auf finletter.de –
Advertorial: Wenn die Aktienkurse schwanken, werden vielerorts die Anleger nervös. Ein Plädoyer für mehr Nüchternheit beim Anlegen von Sebastian Hasenack von Solidvest auf finletter.de.
– Treffpunkte –
Frankfurt Digital Finance: Zum dritten Mal wird im Februar die Konferenz stattfinden. Zu Wort kommen werden Speaker aus der Fintech-Branche ebenso wie solche aus dem klassischen Banking-Bereich. Auf der Agenda stehen ganz oben die Krypto-Währungen als Thema der Stunde, außerdem geht es aber unter anderem um Künstliche Intelligenz, ESG-Anlagen und Banken-Transformation. 2. Februar, Frankfurt
Mehr Veranstaltungen zu Fintech finden Sie im Event-Kalender auf finletter.de. Hier können Sie uns Tipps für Events geben.
– Wochenendlektüre –
Bargeldlose Gesellschaft: Der Hörtipp der Woche kommt sozusagen aus eigenem Hause. Auf der Fintech Week sprechen die „Netzpiloten“ mit Clas Beese, dem Mitgründer des finletters. Über eine Stunde geht es dabei darum, wie die bargeldlose Gesellschaft der Zukunft aussehen könnte und warum schmelzendes Eis den Bezahlvorgang mit Kryptowährungen limitiert. netzpiloten.de
Selfmade-Milliardärin: Bereits in der letzten Woche gingen die Nachrichten vom geglückten IPO der brasilianischen Nubank durch die Medien. Das „Handelsblatt” konzentriert sich nun auf die Frau an der Spitze. Christina Junqueira gründete Nubank vor sieben Jahren mit und besitzt nun 2,6% deren Anteile. Genug, um nach dem Börsengang als Dollar-Milliardärin gelistet zu werden. Dabei unterstreicht das „Handelsblatt” erfreulicherweise was un-erfreulicherweise das Besondere an der Geschichte ist. Junqueira hat es nicht nur selbst geschafft; sie ist außerdem eine Frau. Spannend sind auch die Aussagen zu den Aufteilungen in der Mitarbeiterschaft. Immerhin seien dort mit über 40% überdurchschnittliche viele Frauen vertreten. handelsblatt.com
Schlechte API-Umsetzung: Eigentlich sollte die Umsetzung von PSD2 die Integration von Drittanbietern in bestehende Bankverbindungen oder auch Zusammenarbeiten fördern und vereinfachen. Im Artikel aber plaudert Jake Sebastian-Jones aus dem Nähkästchen. Der CTO eines Open-Banking-Unternehmens kritisiert dabei, dass die Umsetzung bei den Banken unterschiedlich gut gelungen sei – auch, weil es teilweise keine Konsequenzen zu befürchten gebe. it-finanzmagazin.de
Mangelhaftes Finanzwissen: Ein lange als gefühlte Wahrheit akzeptierte Erzählung wurde aktuell wieder durch eine Studie untermauert. Es fehlt vielen Deutschen an ausreichend Allgemeinbildung beim Thema Finanzen. Dabei schnitten besonders jüngere Menschen unter 30 und solche mit geringerem Monatseinkommen schwach ab. Spannend scheint aber, dass eben diese jüngere Gruppe sich stärker mit Aktien auseinandersetzt, als die älteren Befragten. der-bank-blog.de
Fyrst-Analyse: Mit seiner Fintech-Tochter wollte die Deutsche Bank den Fintech-Playern auf dem Markt den Kampf ansagen. Finance Forward will mit dem Artikel klären, ob dies gelungen ist. Dabei stehen sich Respekt vor der Kundenzahl und Zweifel an der Lukrativität gegenüber. financefwd.com
Status Quo der EPI: Bis Weihnachten erwarten die Autoren neue Informationen, wie es mit der European Payment Initiative weitergehen soll. Vorab haben sie selbst fünf Thesen aufgestellt, wie er deren Zukunft einschätzt. bankinghub.de
Kundenbindung und Sicherheit durch digitales Banking: Die Nutzung von digitalen Kanälen bei Bankkunden ist stark angestiegen. Daraus resultieren neue Herausforderungen für Banken. Ein aktuelles Whitepaper zeigt wie Kundenbindung und Sicherheit durch neue Digitalisierungsprozesse gesteigert werden können. der-bank-blog.de [gesponsert]
– Meist gelesen im vergangenen finletter –
… war der Beitrag über den Exporo-Neustart. financefwd.com
– Das Beste zum Schluss –
Kundinnen sind vernünftiger: Daten sind etwas Sonderbares. Man kann mit ihnen Fakten untermauern, man kann sie aber auch durch Fehlinterpretationen missbrauchen. Daher sind die Daten, die Klarna nun veröffentlichte, mit Vorsicht und Augenzwinkern zu genießen. Aber immerhin scheint deutlich zu werden, dass es nicht die Frauen sind, die nicht mit Geld umgehen können und das „Buy Now Pay Later”-Angebot des schwedischen Fintechs im Shopping-Rausch bis aufs Letzte ausreizen. Im Gegenteil. Frauen würden demnach ihre Schulden deutlich schneller begleichen als ihre männlichen Pendants. finextra.com (englisch)