finletter 320 – Frank Thelens Aktienfonds, Unitplus, Binance plant IPO

Gunnar Hassel
Gunnar Hassel

Investor Frank Thelen und der Super-Fonds

Nun also der Aktienmarkt. Frank Thelen strebt nach neuen Investitionswegen – und will diesmal möglichst viele Anleger mit an Bord holen. Was zunächst gut klingt, weil Thelen mit seinem geplanten Aktienfonds ’10XDNA – Disruptive Technologies‘ nach eigenen Worten, zitiert im Handelsblatt, „den Venture-Capital-Gedanken und unsere Erfahrungen auf dem Feld breiteren Anlegerkreisen zugänglich machen“ will, erfährt in dieser Woche ein durchwachsenes Echo. Zu offensichtlich stecke dahinter die Motivation, vom aufgeheizten Kapitalmarkt zu profitieren, zu deutlich nutze Thelen seine mediale Reichweite, die in erster Linie auf seinen Auftritten in TV-Shows wie „Die Höhle der Löwen“ basiert.

Im Gegensatz zu breit gestreuten Indexfonds dürfte die Investition für die Thelen-Follower ein ungleich höheres Risiko mit sich bringen. Denn egal wie fundiert die von Thelen genannten „in Vollzeit angestellten Physiker und Kapitalmarktexperten“ (werden auch Expertinnen dabei sein?) die maximal 30 Aktientitel auswählen, prüfen und managen – wer darauf setzt, alle Disruptionen von heute und morgen im Portfolio zu haben, kann sich auch gewaltig täuschen. Bereits in seinem gleichnamigen Buch „10xDNA: Das Mindset der Zukunft“ hatte Thelen zwar 2020 äußerst selbstbewusst erklärt, welche Technologien in den kommenden Jahrzehnten erfolgreich sein würden und dabei vor allem Künstliche Intelligenz, Robotik und Biotech genannt. Im selben Jahr hatte er allerdings noch nach einer Razzia beim einstmaligen deutschen Vorzeige-Fintech Wirecard Aktien mit dem Hinweis nachgekauft, er gucke eben auf die Fundamentals. Der Rest der Wirecard-Geschichte ist bekannt.

Ob aus diesem Grund der Fintech- und insbesondere der Paymentmarkt zumindest zum Start seines Fonds keine große Rolle spielen, sei dahingestellt. Zu den Startern im Fonds soll vor allem Palantir gehören, das umstrittene US-amerikanische Analyse-Start-up des konservativen deutschen Valley-Großinvestors Peter Thiel. In weiteren Aufzählungen finden sich Fate Therapeutics, Tesla, Tencent und Coinbase (womit aus Fintech-Sicht immerhin der Kryptomarkt und das chinesische Mega-Fintech Ant dabei sind).

Unter dem Strich bleiben gleich mehrere Geschmäckle. Zum Einen behauptet hier ein Risikokapitalgeber mit Methoden aus seinem Metier einen Super-Aktienfonds hinlegen zu können – und dürfte seine Thelen-Bubble und das breite Publikum damit durchaus zur von Expert:innen als risikant eingestuften Anlage bewegen. Zum anderen wird hier so offensiv und polternd auf die nächsten großen Disruptionen und eine lange Reihe disruptionsheischender Buzzwords gesetzt, dass einem fast schwindlig wird.

Bei Finance Forward wird in diesem Sinne der Tech-Aktien-Experte Philipp Klöckner zitiert: „Für mich scheint es wie der vorläufige Höhepunkt einer Blase, wenn jemand, der kurz vor dem Zusammenbruch öffentlich aufgrund seiner Fundamentalanalyse Wirecard gelobt und gekauft hat, nun einen Publikumsfonds anbietet, um seine TV-basierte Reichweite zu monetarisieren“. Fast wirkt es allerdings, als wolle Thelen mit seinem Super-Fonds sogar noch mehr erreichen: einen echten Ego-Boost, indem er im Idealfall ein oder zwei Milliarden Euro einsammelt, um endlich Anerkennung von seinen erklärten Idolen, den Papypal-Mafia-Granden Elon Musk und Peter Thiel zu erfahren.

Jede Menge Gegenwind für Thelen, der übrigens noch verstärkt wird, weil im Rahmen seiner jüngsten Wahlempfehlung für die FDP auch eine 2019 in einem Podcast getroffene Äußerung hervorgeholt wurde. Damals brachte Thelen die Zwangssterilisierung von afrikanischen Männern zur Geburtenkontrolle ins Gespräch.

businessinsider.de capinside.com


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– Fintech-News Deutschland –

Unitplus lässt Kunden mit angelegtem Geld zahlen: Ungewöhnlich, aber aus Investorensicht offenbar vielversprechend, ist die Idee des Berliner Fintechs Unitplus. Dessen Konto-Kund:innen können mit in ETF angelegtem Geld bezahlen. Wie das geht, berichtet Finance Forward und lässt dabei auch Gründer Fabian Mohr zu Wort kommen. financefwd.com

Zahlungdienstleister Payaut startet in Deutschland: Das niederländische Fintech mit Sitz in Amsterdam bietet eine flexible, automatisierte und PSD2-konforme Zahlungslösung für Online-Plattformen und Marktplätze. Nun soll der deutsche Markt erobert werden. Im Rücken hat Payaut renommierte Business Angels – unter anderem Adyen und Mollie sowie führende europäische VC-Fonds wie LocalGlobe. it-finanzmagazin.de

Auch Tomorrow streicht Kostenlos-Girokonto: Neue Kontomodelle bei der Hamburger Neobank: Statt eines Einstiegskontos zum Nulltarif werden Neukunden ab 1. Oktober nur noch Girokonten mit einer monatlichen Kontogebühr eröffnen können. Das stark auf Nachhaltigkeit setzende Fintech verkündete in einem Interview auf der eigenen Website, es werde dann „ein Konto unter 5 Euro, eines unter 10 Euro und eines um 15 Euro“ geben. Bestandskunden seien zunächst nicht betroffen. tomorrow.one finanz-szene.de

Krypto-Investments – so einfach wie ETF-Anlagen: Mit diesem Ansatz will das österreichische Fintech Coinpanion nun den deutschen Markt bespielen. Zielgruppe des Gründer-Teams ist dabei durchaus die breite Masse der Anleger, die zuletzt ja eher bequem und vermeintlich sicher in ETFs investierte. Mit der Idee konnte das Wiener Startup bereits namhafte Investoren überzeugen. So haben sich neben weiteren die Gründer von Scalable Capital, Clark und Runtastic engagiert. Nun war das Team wieder erfolgreich und gewann den High-Tech Gründerfond (HTGF) als Leadinvestor. businessinsider.de paymentandbanking.com

 

– Fintech-News International –

Binance plant Börsengang für US-Tochter: Die größte Kryptowährungsbörse der Welt hatte zuletzt mit rechtlichen und regulatorischen Problemen zu kämpfen. Nun verkündete Binance-Gründer Changpeng Zhao das Ziel, trotz Gegenwinds innerhalb der nächsten drei Jahre die US-Tochtergesellschaft an die Börse bringen zu wollen. reuters.com theinformation.com

Paypal denkt über Aktienhandelsplattform nach: Laut US-Börsensender CNBC plant Paypal den Aufbau einer Plattform für den Aktienhandel. Das Ganze sei zunächst für den US-Markt gedacht. Für die Umsetzung habe der Zahlungsdienstleister den Broker-Veteranen Rich Hagen als CEO Invest engagiert. An den Börsen sorgte die Insidernews zum Wochenbeginn für einen Kursanstieg. handelsblatt.com pymnts.com manager-magazin.de

Neobroker weiter unter Druck: Das Geschäftsmodell der Neobroker steht international weiter im Fokus der Aufsichtsbehörden. Im Zentrum der Kritik: die Gebührenfreiheit. In immer mehr Ländern wird von behördlicher Seite bezweifelt, dass kostenloses Handeln von Aktien, Fonds und Kryptowährungen den Anlegern wirklich nützt. faz.net

Twitter setzt auf Stripe: Twitter launcht die kostenpflichtige Funktion „Super Follows“ und hat sich als Partner Stripe an Bord geholt. Mit der Funktion kann man sich ab sofort in den USA und Kanada gegen Bezahlung für exklusive Inhalte bei Konten von Künstlern anmelden. Dabei getätigte In-App-Zahlungen werden von Stripe unterstützt. finextra.com


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Am 26./27.10. veranstaltet der Sparkassen Innovation Hub die Innovation Days 04 #TemptingFuture mit 3 Livestreams. Weiteres Highlight: das Patrons Program – ein High Intensity Training für Fintech- & Insurtech-Startups. Jetzt noch bis 5.9. bewerben!


– Treffpunkte –

FINTICS – Where Fintech Meets Politics: Am 18. November 2021 wird von 9 bis 16 Uhr live aus dem Deloitte Greenhouse in Berlin gestreamt – mit renommierten Speakern aus der Welt der Fintechs, Politik, Aufsicht und Medien. Am Nachmittag gibt es spannende Networking-Workshops. Die Veranstaltung findet für die Zuhörer pandemiebedingt digital statt.

Mehr Veranstaltungen zu Fintech finden Sie im Event-Kalender auf finletter.de. Hier können Sie uns Tipps für Events geben.

 

– Wochenendlektüre –

Buchempfehlung zu Sustainable Finance: Unter dem Titel „Nachhaltige Finanzwirtschaft“ hat Autor Christian Glaser aufgeschrieben, wie eben diese, also die nachhaltige Finanzwirtschaft, praxisnah umgesetzt werden kann und welche Chancen und Risiken für Banken und Sparkassen in dem Thema stecken. der-bank-blog.de

Nachhaltigkeit im Firmenkundengeschäft: Aus Überzeugung, aber auch, weil hier noch jede Menge freie Marktnischen zu besetzen waren, haben vor allem Fintechs zuletzt mit dem Thema Nachhaltigkeit bei Endkund:innen zu punkten versucht. In dieser Analyse gibt es nun einen umfassenden Blick auf Nachhaltigkeit im Firmenkundengeschäft. Die Autoren sehen hier eine Entwicklung „Vom Mauerblümchen zum integralen Strategiebestandteil“. bankinghub.de

Fintechs für ethischen Wandel: Und nochmal zum Thema Purpose und Finanzwirtschaft, diesmal aber explizit zur Fintech-Branche. Hier vollzieht sich laut diesem Deep Dive derzeit ein möglicherweise dauerhafter und positiver ethischer Wandel. Verbraucher und Dienstleistungsanbieter seien auf den Weg in eine neue, sozial bewusste Zukunft. thefintechtimes.com

Die Fintech-Weltkarte: Okay, viel klassische Lektüre steckt nicht in diesem Beitrag fürs Wochenende. Dafür kann man sich hier herrlich durch eine Reihe von Karten und Infografiken zu den zahllosen Fintechs dieser Welt wühlen. Der Autor bzw. der Rechercheur nennt die Universal-Zusammenstellung passend das „Finverse“. Gute Reise um die Fintech-Welt! thefinanser.com

Mexikaner lieben Cash: Scheint so, als wäre Deutschland nicht der einzige Markt, auf dem Bargeld mehr geschätzt wird, als Payment-Anbietern lieb ist. Hier erzählt ein Fintech-Veteran aus Indien, wie er auf die harte Tour erfahren musste, warum Zahlungs-Apps, die in Indien erfolgreich sind, in Mexiko Probleme haben. restofworld.org

 

– Meist gelesen im vergangenen finletter –

…war die News zu Geisterkonten bei N26 und dem erneuten Ärger der Challengerbank mit der Bafin.

 

– Das Beste zum Schluss –

Lionel Messi bezieht bei PSG Kryptogehalt: Als Fußballstar Lionel Messi kurz vor dem Saisonstart 21/22 vom FC Barcelona zu Paris Saint Germain wechselte, klingelte nicht nur beim ehamligen Basketball-Weltstar Michael Jordan die Kasse, der Merchandisingrechte von PSG hält. Der Transfer und die hohen Einnahmen aus dem Trikotgeschäft pushten auch den Kurs der vereinseigenen Kryptowährung $PSG. Gut für Messi: sein neuer 35-Millionen-Euro-Vertrag beinhaltet eine hohe Anzahl von $PSG-Fan-Token. finanzen.net