finletter 282 – Kontaktloses Bezahlen, Betriebsrat für N26, Indische Whatsapp-Payments

Martin Pieck
Martin Pieck

Sicherheit für europäische Kontaktlos-Zahler:

Auch wenn das kontaktlose Zahlen in der Corona-Pandemie immer häufiger von Kunden angenommen wird, gibt es nach wie vor Kritiker – gerade in Deutschland, wo man dem Vorurteil nach das Bargeld über alles liebt.

Aber auch europaweit gibt es Vorbehalte. Ein vorgebrachter Einwand der Kontaktlos-Kritiker ist dabei der Sicherheitsaspekt. Zumindest teilweise fällt das Argument künftig weg. Bislang trugen europäische Kunden häufig selbst das Risiko, wenn sie ihre Kontaktlos-Karte verloren haben und unehrliche Finder dann von der Kontaktlos-Zahlung Gebrauch machten. Das Risiko schien umso größer, als aufgrund der Pandemie-Bestimmungen das Limit für Kontaktlos-Zahlungen teilweise angehoben wurde. Von dieser Haftung hat der Europäische Gerichtshof die Kunden nun befreit. Banken können künftig demnach nicht mehr behaupten, dass es technisch nicht möglich sei, die Kontaktlos-Funktion in Echtzeit zu sperren. Sobald Kunden den Verlust der Karte melden, haben Sie keine finanziellen Verluste mehr zu befürchten. Dem EU-Urteil ging ein Streit aus Österreich voraus, bei dem der österreichische Verein für Konsumenteninformationen (VKI) gegen die Geschäftsbedingungen der türkischen Deniz-Bank klagte, in denen die Bank jegliche Haftung bei Verlust der Kontaktlos-Karte ausschloss.

Ein solcher Haftungsausschluss ist für deutsche Bankkunden allerdings nichts neues. Diese Haftung konnte auch vorher nicht durch Allgemeine Geschäftsbedingungen auf Kunden übertragen werden. Die europaweit einheitliche Regelung spielt nun aber eben auch jenen deutschen Fintechs und Finanzunternehmen in die Hand, die ihre Kontaktlos-Produkte europaweit anbieten.

Möglich hingegen bleibt ein Diebstahl über das Auslesen einer nicht verloren gegangenen Karte im Gedränge. Hier könne es als Sicherheitsmaßnahme aber ausreichen, mehrere NFC-fähige Karten im Geldbeutel zu verwahren, da deren Signale sich gegenseitig überlagern würden.

cash-online.de, handelsblatt.com, faz.net, swr.de


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– Fintech-News Deutschland –

Yapily kommt nach Deutschland: Im Frühjahr hatte Yapily noch 12 Millionen Euro von Kapitalgebern erhalten, nun investiert es in die Deutschland-Expansion.  Zum Start gibt es ganz corona-konform kein Büro und nur ein paar verstreut arbeitende Mitarbeiter. Durch die Verteilung in mehreren europäischen Märkten will Yapily attraktiver werden für die eigenen Kunden. Das Oben-Banking-Start-up aus Großbritannien bietet ein Schnittstellen-Produkt für Banking-Anbieter. financefwd.com

Betriebsrat für N26: Dass es so weit kommen würde, war spätestens seit dem medienwirksamen Gezerre um die Gründung eines Betriebsrates für die Smartphone-Bank klar. Nun haben Mitglieder der N26 Operations GmbH einen Betriebsrat gewählt. 140 von 470 Mitarbeitern gaben laut dem Artikel gültige Stimmen ab. N26-Boss Valentin Stalf nutzte die Wahl, eine persönliche Kehrtwende in Sachen Betriebsrat zu demonstrieren, er gratulierte dem neu gewählten Gremium sogleich. financefwd.com 

Raisin bündelt Angebot: Raisin will die digitale Zettelwirtschaft seiner Kundschaft entschlacken. Künftig sollen alle Angebote des Unternehmens über einen Login erreichbar sein. Auch  namentlich werden die Produkte angeglichen. So wird etwa aus Fairr.de Raisin Pension, während das Weltinvestportfolio konsequenterweise den Namen Raisin Invest erhält. dasinvestment.com

Banksusurance für die Sparkasse: Die Bankassurance-Lösung von JDC ist künftig für Sparkassenkunden nutzbar. In derzeit sieben Versicherungssparten können die Kunden dann Versicherungen online abschließen. Auch, wenn nun die Möglichkeit besteht, sich im Bereich der Sparkassen zu profilieren, bietet sich JDC explizit auch Mitbewerbern für Kooperationen an. asscompact.de

Vivid startet Europa-Tour: Die guten Nachrichten für das junge Berliner Fintech scheinen nicht abzureißen. Kurz, nachdem Vivid eine erfolgreiche Finanzierungsrunde verkündete,  wird nun klar, was es mit dem frischen Kapital anstellt. Zunächst wagt sich das Fintech nach Frankreich, später sollen weitere Länder folgen. financefwd.com

McMakler trotz Verlust guter Dinge: Das Maklerportal verzeichnet aktuell Verluste in Höhe von 19 Millionen Euro. Dem gegenüber stehen aber deutlich gestiegene Umsatzzahlen. Aus rund fünf Millionen Euro im Jahr 2017 machte McMakler in 2019 über 30 Millionen Euro. gruenderszene.de

 

– Fintech-News International –

Whatsapp-Payment in Indien: Geld versenden per Whatsapp: in Indien ist das bald möglich. Über 400 Millionen Accounts des Messenger-Dienstes sind in Indien angemeldet, etwa die fünffache Menge der gesamten Bevölkerung hierzulande. Diesen Kunden will Whatsapp bald die Möglichkeit der Echtzeitüberweisung über die App ermöglichen. Der Markt ist also riesig,  doch gibt es bereits namhafte Konkurrenz. handelsblatt.com, faz.net

Amazon bietet Ratenzahlung: Buy now pay later gibt es nun auch bei dem Versand-Riesen. Bis zu 3.000 Euro teure Einkäufe können Kunden jetzt in Raten abstottern. Möglich macht das eine Kooperation mit Barcleycard. Mit dem Unternehmen wird auch die Vereinbarung getroffen, bis zu zwei Jahre bietet Barclaycard dabei den Amazon-Kunden. heise.de

Große Crypto-Guthaben beschlagnahmt: Bitcoins im Wert von einer Milliarde US-Dollar wurden von den USA beschlagnahmt. Die Werte sollen aus illegalen Schwarzmarkt-Aktivitäten stammen. Immerhin noch im dreistelligen Millionenbereich bewegt sich das Krypto-Vermögen, dass in Brasilien aufgrund eines Pyramidensystems sichergestellt wurde. handelsblatt.com, btc-echo.de

Geld für kenianisches Insurtech: Turaco ist ein kenianisches Insurtech-Start-up, welches im Subsahara-Raum expandieren möchte und hierfür nun zwei Millionen US-Dollar eingesammelt hat. Turaco kooperiert vor allem mit lokalen Unternehmen und mobilen Banken, um in schlecht versorgten Regionen eine medizinische Versorgung zu gewährleisten. insuretechnews.com 

KI statt Banken: Ein Science-Fiction-Dystopien ersetzt die Künstliche Intelligenz häufig den Menschen, in Israel soll sie nun immerhin die Banken ersetzen. Zumindest ist es das erklärte Ziel, des Unternehmers und Tüftlers Amnon Shashua. Der hat bereits technische Lösungen für sehbehinderte Menschen gefunden, dass diese wieder mehr von ihrer Umgebung wahrnehmen können. Nun soll eben seine neueste Tüftelei mittels KI den Job der Banken überflüssig machen. Ende nächsten Jahres soll die „First Digital Bank“ Fahrt aufnehmen. handelsblatt.com

 

– Treffpunkte –

Penta Fintech Meetup – It’s the TEAM that builds the unicorn: Diese Meetup-Form zeichnet sich dadurch aus, dass der Titel zu großten Teilen das Eventthema spiegelt. Im monatlich stattfindenden Penta-Meetup geht es diesmal um das team, dass es braucht, um ein Top-Unternehmen auf die Beine zu stellen. Experten aus den Bereichen Company building, headhunting und von Start-ups sind eingeladen, um sich Fragen zum optimalen Team-Management zu stellen. Moderiert wird die Veranstaltung von Penta-Gründerin Jessica Holzbach. 17. November, online.

Mehr Veranstaltungen zu Fintech finden Sie im Event-Kalender auf finletter.de. Wir versuchen, den Kalender in Corona-Zeiten regelmäßig zu updaten, um nicht versehentlich auf eine abgesagte Veranstaltung hinzuweisen. Schicken Sie uns gerne eine E-Mail, falls Sie einen Hinweis haben.

 

– Wochenendlektüre –

Paypal im Rückspiegel: Jeder vierte Deutsche nutzt Paypal. Eine beeindruckende Zahl, wie auch „Payment&Banking“ anerkennt. Dennoch zeigt die Seite auf, dass nicht alles nur Gold ist, was glänzt und legt einen großen Finger in die Wunde, die Paypal davonträgt, weil es zum Beispiel den Point of Sale weniger gut meistert, als manch ein Konkurrent. paymentansbanking.com

Tomorrows Gewissens-Konflikt: Derzeit sind Fintech-Produkte auf dem Vormarsch, die eine gute User-Experience in Einklang bringen mit nachhaltigem Handeln. Das ist sicher auch ein Grund, warum das Fintech Tomorrow zuletzt von der Kundschaft stark unterstützt wurde. Gefährlich wird es dann an dem Punkt, wo eine weitere Verbesserung der User-Experience diesen hehren Zielen wieder im Weg steht- etwa bei der Einbindung von Apple Pay. finanz-szene.de

Amazon One vorgestellt: Das Verfahren, bei dem nicht nur ein Fingerabdruck zur Identifikation ausreicht, sondern bei dem die ganze Hand gescannt wird, wurde nun offiziell vorgestellt. Um die Hürden hierfür noch weiter zu senken, will Amazon diese Authentifizierungs-Variante nicht nur seinen Kunden anbieten. Getestet wird das System erst in Amazon-Stores, künftig ist ein Einsatz aber überall da möglich, wo es Tickets oder andere Zugangsverfahren ersetzen könnte. Biometrisch bezahlen. der-bank-blog.de

Fintechs oder Banken: Seit es Fintechs gibt, gibt es im Grunde die Diskussion, ob sich die jungen Unternehmen langfristig wohl gegen die etablierten Banken durchsetzen können. Immer wieder wurde aber auch berichtet, dass häufig eher Kooperationen als Konkurrenzen zu beobachten sind. Ähnlich argumentiert auch aktuell wieder der „Bank-Blog”. Zum einen könnten sich beide mit ihren jeweiligen Stärken ideal ergänzen. Zum anderen würde die Grenze zwischen beiden ohnehin mehr und mehr verschwimmen. Eine internationale Presseschau zu dem Thema liefert der Blog. der-bank-blog.de

Die Erträge deutscher Fintechs: Gleich einleitend relativiert „Finanz-Szene” in diesem Beitrag, dass viele Fintechs sich ungern in die Karten schauen lassen. Auch habe man bei zwei Drittel der ausgeführten Fintechs keine ganz aktuellen Zahlen erhalten. Durch Fleißarbeit der Redaktion ist aber dennoch ein beachtlicher Überblick entstanden, in den eben auch zu einem Drittel aktuelle Zahlen eingeflossen sein sollen. Zu beachten ist aber auch das „Kleingedruckte” in der angehängten Legende. So sind direkte Vergleichbarkeiten häufig nicht gegeben, spannende Zahlen sind es dennoch. finanz-szene.de

Warum die Landessparkasse zu Oldenburg ihr Filialnetz für unentbehrlich hält: Michael Thanheiser, Vorstandsvorsitzender der Landessparkasse zu Oldenburg erläutert, warum sein Institute auch im digitalen Zeitalter ihr Filialnetz für unentbehrlich hält. der-bank-blog.de [gesponsert]

 

– Meist gelesen in der letzten Woche –

…war der Artikel über die neuen B2C-Tests von Finleap. financefwd.com

 

– Das Beste zum Schluss –

Top 10 des IT-Finanzmagazins: Jede Woche zeigt der finletter, welcher Artikel aus der Vorwoche am häufigsten geklickt wurde. Das „IT-Finanzmagazin“ hält es da ähnlich. Auf einer eigens eingerichteten Seite können Leser jederzeit checken, welche zehn Beiträge in der vorangegangenen Woche besonders häufig konsumiert worden. it-finanzmagazin.de