Wieder Wirecard
Dass es sich beim Skandal um Wirecard um einen packenden Krimi handle, ist ein häufig bedientes, wie abgenutztes Bild. Dass es in der Realität aber um einen waschechten Kriminalfall geht, wird Nutzern von Finanznachrichten immer noch regelmäßig in Erinnerung gerufen. Zum Beispiel in dieser Woche, als bekannt wurde, dass es zu erneuten Durchsuchungen bei Wirecard gekommen ist. Die Staatsanwaltschaft soll den Berichten nach zusammen mit dem Bundeskriminalamt einem Geldwäsche-Verdacht nachgegangen sein.
Dieser Krimi bot allerdings von Beginn an zahlreiche Nebenkriegsschauplätze. Nun wurden erneut Anschuldigungen laut, dass Fehler nicht nur auf Seiten des betrügerischen Konzerns liegen. Die „FAZ“ etwa berichtet nun, dass selbst die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank den Wirecard-Konzern auf seine Finanzierung und auf mögliche Geldwäsche habe untersuchen müssen. Beanstandet wurde nichts. Auch die Berater von EY sind neuen Vorwürfen ausgesetzt, nach denen man dort bereits vor Jahren über dubiose Praktiken bei Wirecard gewarnt worden sei, die Vorwürfe seien ignoriert worden. Diese Information wiederum stammt nicht von irgendwem, sondern von der Londoner „Financial Times“, der Zeitung also, die den Wirecard-Skandal mit ihren Recherchen erst aufdeckte. Als wäre der Brisanz-Faktor nicht schon hoch genug: Recherchiert hat die Zeitung dies wohl in einem bislang unveröffentlichten Text des EY-Konkurrenten KPMG. Demnach sei die Warnung gar von einem EY-Mitarbeiter selbst gekommen. Außerdem geht es um angebliche Bestechungsversuche durch Wirecard.
Solche Meldungen lenken davon ab, dass die Zerschlagung des Konzerns weiter voranschreitet. So wurde mittlerweile auch eine rumänische Tochter des Konzerns für einen ungenannten Betrag veräußert. Diesem kleinen Erfolgserlebnis gegenüber steht die Anordnung aus Singapur an die insolvente Wirecard-Gesellschaft, das Dienstleistungsgeschäft einzustellen. Immer noch bietet Wirecard also wöchentlich genug Stoff, ganze Zeitungen zu füllen. Passend dazu sucht die UFA derzeit nach Hauptdarstellern für eine Wirecard-Verfilmung. Besonders spannend sei, wer die beiden Hauptrollen besetzen könnte: den inhaftierten Markus Braun und den flüchtigen Jan Marsalek.
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– Fintech-News Deutschland –
Sonderprüfung bei Grenke: Nach dem Wirecard-Dilemma will die Bafin bei Grenke offenbar schneller reagieren. Die Finanzdienstleistungsaufsicht hat daher eine eigene Sonderprüfung beim Leasinghaus Grenke gestartet. Auch sonst brodelte es weiter. Nachdem Grenke sich im „Handelsblatt“ zu den Vorwürfen äußerte, sieht Shortseller Viceroy den Verdacht gegen Grenke keinesfalls ausgeräumt. manager-magazin.de, wallstreet-online.de, wallstreet-online.de
Deposit Solutions startet in den USA: Das deutsche Fintech, dass Tages- und Festgelder an kooperierende Institute vermittelt, startet mit der Plattform SaveBetter.com in den USA. Erste Partnerbanken hat das Start-up in den Vereinigten Staaten bereits gewonnen. onvista.de
Kontist übernimmt jetzt auch die Korrespondenz mit dem Finanzamt: 400 Bestandskunden hätten Kontist gleich zu Beginn des Angebots damit beauftragt, dass die Neobank sie gegen Gebühr gegenüber dem Finanzamt vertritt. Bislang war ein solcher Service nicht denkbar, da Kontoinhaber keine Steuererklärung anbieten dürfen. Kontist umgeht das Problem, indem es eigenständige Gesellschaften zu diesem Zweck gegründet hat. Angedacht war das Modell erst Ende des Jahres. Corona hat nun für eine Beschleunigung gesorgt. Nähere Infos liefern die beiden CEO Sibylle Strack und Christopher Platener im Podcast von „Payment & Banking“. paymentandbanking.com
Quin will ETF-Zugang vereinfachen: Das Fintech Quin sieht Bedarf bei Kunden, die Anlage in ETF zu simplifizieren und will daher eine Lücke schließen, zwischen Robo-Advisorn und Neobrokern. Dazu hat das junge Start-up gerade erst über eine Millionen Euro eingesammelt. handelsblatt.com
Vivid will die Boon-Kunden: Boon Planet, die Banking-App von Wirecard, wird Mitte Oktober eingestellt. Damit hatten sich die Kunden mittlerweile abfinden müssen. Denen macht die deutsch-russische Neobank Vivid aber nun ein Angebot. Neben einem ähnlichen Zinsangebot wie bei Boon sollen EX-Wirecard-Kunden auch einen Startbonus erhalten, der zunächst 50 Euro beträgt und an den Wert einer Aktie gekoppelt ist. Was Vivid für die Kundensätze bezahlt hat, wird nicht genannt. mobiflip.com, financefwd.com
Globus mit mobilem Selfscanning: Die Möglichkeit, die Einkäufe an Scannern schon vor der Kasse zu checken, gab es bei den Globus-Baumärkten bereits. Nun erweitern zunächst die saarländischen und später auch weitere Märkte das Angebot um eine mobile Version. Nachdem zu Beginn des Einkaufs ein QR-Code gescannt wird, werden Einkäufe im Wagen automatisch erkannt und in eine Liste auf dem Smartphone übertragen. lebensmittelpraxis.de
Drei neue Strippenzieherinnen N26: Dieser Lebenslauf, kann sich erstmal sehen lassen: sieben Jahre Google, dann sechs bei Dropbox. Die Visitenkarte, mit der Adrienne Gormley sich bei N26 vorgestellt hat, ist auf dem Papier schon mal ein Brett. Nun muss sie bei N26 zeigen, dass sie damit als COO die Nachfolge von Martin Schilling antreten kann. Die Smartphone-Bank heuert mit Diana Styles außerdem eine neue Personalchefin an. Außerdem wird Anke Ulrich General Counsel der N26 Gruppe, sie leitet außerdem die Rechtsabteilung der N26 Bank. it-finanzmagazin.de, handelsblatt.com
Fiona und T-Systems: Wer in Deutschland Kryptowerte anderer Unternehmen verwahren will, benötigt seit kurzem eine Verwahrlizenz der Bafin. Als einer der ersten deutschen Anbieter hat sich Finoa in dem Bereich ausgestellt. Nun erhält das Unternehmen weitere prominente Kundschaft. Die Telekom-Tochter T-Systems nutzt die Kryptotechnologie seit kurzem für Daten wie Aktienkurse oder Sensordaten. financefwd.com
– Fintech-News International –
Klarna greift jetzt auch Banken an: Dass Klarna auf seinem Gebiet mittlerweile eine Macht ist, lesen Sie unter anderem in unserer Wochenend-Lektüre. Dabei wollen die Schweden es aber nicht bewenden lassen. Mit 650 Millionen Euro frischem Kapital will das wertvollste Fintech Europas künftig auch auf dem Territorium der klassischen Banken wildern. Nach eigener Aussage sieht Klarna seinen Platz auch im Retail-Banking. Einen Seitenhieb auf etablierte Banken gibt es dann auch, indem klargestellt wird, dass Klarna nicht durch veraltete IT ausgebremst werde. handelsblatt.com
Amazon-Zahlung per Handscan: eine Pay-Technologie, die nur in zwei Geschäften weltweit genutzt wird, mag auf den ersten Blick nicht der Rede wert sein. Anders ist das, wenn die beiden Geschäfte die Amazon-Shops in Seattle sind. Der Tech-Gigant testet auf eigenem Terrain nun das neue System, bei dem Kunden per Scan der ganzen Hand identifiziert werden können. So können etwa Einkäufe oder Stadionbesuche ganz ohne Karten, Tickets oder ähnliches ablaufen. Für die Hand hat sich Amazon entschieden, da diese mehr Privatsphäre verspricht als beispielsweise ein Scan des Gesichts. mobiflip.de
Krypto-Start-up aus Österreich sammelt Millionen: Für Bitpanda sind es vermutlich gleich zwei Erfolgsmeldungen. Zum einen sammelte das Krypto-Unternehmen 45 Millionen Euro, zum anderen kommt das Geld teilweise von Erfolgsinvestor Peter Thiel. Nach Angaben von Bitpanda selbst, hat die Trading-Plattform für Kryptowährungen und Gold bereits über eine Millionen Nutzer und arbeitet bereits profitabel. gruenderszene
Greenlight sammelt 215 Millionen Dollar für Kinderkarte: Das Start-up, dass eine App und eine Kreditkarte für Kinder emittiert, steigt damit dem Bericht nach zum Einhorn auf. Greenlight kombiniert eine smarte Karte mit einer App. So soll die finanzielle Bildung von Kindern gefördert werden, während Eltern Kontrolle über das Ausgabeverhalten der Kinder haben. finextra.com
Apple befürchtet Sicherheitsprobleme wegen EU-Regeln: Das Apple seine Technologie lieber für sich behält und Zugänge für Dritte lieber vermeidet, ist nicht neu. EU-Regularien würden den Konzern künftig aber genau dazu zwingen. Apple behauptet nun, dass das dazu führen könnte, dass eben solche Dritte Sicherheitslücken von Apple aufspüren und das System angreifbar machen könnten. crowdfundinsider.com
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– Neu auf finletter.de –
Transformations-Kolumne: Braucht es Strategieabteilungen? Unser Kolumnist Friedrich-W. Kersting sagt: Nein – wenn einzig die Strategieentwicklung im Fokus steht. Lesen Sie hier, was Strategieabteilungen noch leisten müssen, damit sie eine Existenzberechtigung haben und Strategien keine Luftschlösser bleiben. finletter.de
– Treffpunkte –
Symbioticon 2020: Der Hackathon des Sparkassen Innovation Hub wird in diesem Jahr als reines Online-Event veranstaltet. Unter dem Hashtag #Gamechanger soll das Event neben dem Hackathon auch als Online-Konferenz und Netzwerktreff fungieren. Besucher können sich vorab ein kostenloses Insider-Ticket besorgen. 6. November bis 24. November
Mehr Veranstaltungen zu Fintech finden Sie im Event-Kalender auf finletter.de. Wir versuchen, den Kalender in Corona-Zeiten regelmäßig zu updaten, um nicht versehentlich auf eine abgesagte Veranstaltung hinzuweisen. Schicken Sie uns gerne eine E-Mail, falls Sie einen Hinweis haben.
– Wochenendlektüre –
Wochenend-Krimi: Egal, ob Ihnen am Wochenende nach Neuigkeiten aus der Finanzwelt ist oder nach einem Krimi. Dieser Long-read passt in beiden Fällen. Der Artikel erzählt die packende und gut recherchierte Geschichte von OneCoin. Das Unternehmen hatte Millionen von Kunden weltweit, zigtausende auch in Deutschland. Am Ende ist es die Story eines Milliardenbetrugs, vor dem deutlich gewarnt wurde. buzzfeed.com
Strategiewechsel bei Finleap: Wenngleich „Finance Forward“ in der Überschrift mit einem Fragezeichen arbeitet, macht es im Artikel deutlich, dass es bei Finleap einen Shift im Verhalten ausmacht. Als Beispiel wird das Start-up Pylot angeführt, dass Finleap mit aufgebaut habe, um die Anteile kurz darauf wieder zu veräußern. So sei Finleap ins Venture-Building für Konzerne eingestiegen. So sei es auch gewesen bei Weißhaus Investment und dem Cybersecurity-Start-up Perseus. financefwd.com
Klarnas Erfolgsrezept: Dass es Klarna mal zum zehnfachen Einhorn bringen würde, war 2005 nicht absehbar. Im Gegenteil. Bei Pitch-VEranstaltungen wurden die drei jungen Gründer abgelehnt, da sie keine Chance hätten gegen die großen Player. Dass die Zweifler falsch lagen, zeigte Klarna anschließend beeindruckend. „Gruenderszene” erklärt in diesem Artikel, was Klarna nach Auffassung des Autors zum wertvollsten Fintech Europas macht. gruenderszene.de
EU will nachhaltiges Financing: Wenn große Banken Nachhaltigkeitsstrategien betonen, ist das nicht nur dem Zeitgeist und dem eigenen Interesse an einem grünen Image geschuldet. Tatsächlich müssen sie schon seit drei Jahren entsprechende verpfllichtende Berichte an die EU machen. Dabei sitzen den Banken sowohl direkt als auch indirekt Regularien im Nacken. der-bank-blog.de
KI im Banking: Wenn man die Frage nach Fluch oder Segen von Künstlicher Intelligenz stellt, geht es meist darum, ob man von einer hilfreichen Technologie ausgeht oder von sich selbstständig machenden Killer-Robotern. Etwas nüchterner betrachtet dieser Podcast der PASS Consulting Group die Situation. Im Kern geht es aber dennoch um die Frage, wie viel Potential KI bringt und wie viel Verantwortung man ihr auf der anderen Seite übertragen sollte. finance-it-blog.de
Die Zukunft des Bezahlens: In der vergangenen Woche hat die EU eine Strategie für Retail Payments beschlossen, die ähnliche Ziele verfolgt, wie seinerzeit die PSD2-Richtlinie: Mehr Innovation, mehr Wettbewerb, bessere Chancen gegen Strategien anderer Akteure. Der „Bank-Blog” hat das zum Anlass genommen, Artikel zusammenzustellen, die sich mit der Zukunft von Payments befassen. Dabei geht es unter anderem darum, welche Rolle Embedded Finance spielt und wie sich Payments in das Internet der Dinge fügen. der-bank-blog.de
Vier Ansätze zur Steigerung des Provisionsgeschäfts von Regionalbanken: Seit Jahren wissen Regionalbanken, dass sie ihre Erträge im Provisionsgeschäft steigern müssen. Doch das Hochsetzen von Zielen allein reicht nicht. Vier Ansätze geben Orientierung bei der Entwicklung einer fundierten Strategie zur Ertragssteigerung. der-bank-blog.de [gesponserter Beitrag]
– Meist gelesen in der letzten Woche –
… war der Text über die Gewinner des Fintech Germany Awards. fintechgermanyaward.de
– Das Beste zum Schluss –
Der heilige Reiner: Online-Banking bietet so manche Tücken, denen man auf unterschiedliche Arten begegnen kann. Wenn man davon in Fachmagazinen liest, gehört eine Reaktion eher nicht dazu: beten. Nun soll der heilige Reiner als Schutzpatron des Online-Bankings Abhilfe schaffen. Ein Werbegag eines Herstellers von Chipkartenlesern, der zumindest Aufmerksamkeit erregt. Aber Vorsicht: Keine Garantie, dass die Eingabe der persönlichen Daten zu himmlischem Beistand führt statt zu möglicherweise ungewollten Werbemails. it-finanzmagazin.de