Big-Fintechs Apple und Google
Es sind nicht die Top-Schlagzeilen der großen Nachrichtenblätter, vielmehr mag es auf den ersten Blick gar wirken, als handle es sich um Randnotizen. Und doch sind es vielmehr zwei deutliche Ausrufezeichen, die sowohl Google als auch Apple in dieser Woche in Richtung des Finanzsektors gesetzt haben.
So hat Google angekündigt, schon im nächsten Jahr digitale Konten anzubieten. Das soll zunächst nur in den USA über acht Partnerbanken ermöglicht werden. Anwendungen wie das Online-Banking sollen jedoch nur über Google Pay geregelt werden. Wenngleich sich der Software-Konzern mit Details noch bedeckt hält, scheinen die Möglichkeiten für Google enorm. Durch die Daten, die der Google-Krake ins Netz gehen, versprechen die Kooperationsbanken einen besseren Überblick durch genauere Auswertungen der Kunden. Apple wurde da in dieser Woche schon konkreter. Durch den Kauf des kanadischen Fintechs Mobeewave will Apple ganz neue Wege beschreiten. Künftig kann man mit dem iPhone demnach nicht nur kontaktlos zahlen, sondern auch Zahlungen entgegennehmen. Immerhin 100 Millionen Dollar soll Apple das Fintech wert gewesen sein. Technisch wäre eine Umsetzung über die NFC-Schnittstelle realisierbar, weitere Hardware wäre unnötig. Damit wird Apple nicht nur zur direkten und ernst zu nehmenden Konkurrenz für Firmen wie Sumup. Der neueste Coup ist auch eine Ansage an den Smartphone-Konkurrenten Samsung, der zuvor in Mobeewave investiert hatte. Das Investment selbst ist für einen Gigakonzern wie Apple von der quantitativen Höhe her eher unbedeutend und doch zeigt es, dass die GAFA-Unternehmen mit ihrer enormen Marktmacht disruptive Wege einschlagen können, die sowohl etablierte Banken als auch Fintechs nicht unterschätzen sollten. t3n.de, bloomberg, mobiflip.com, it-finanzmagazin.de
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– Fintech-News Deutschland –
Boon und Yunar werden eingestellt: Gleich zwei Fintechs stehen vor dem Aus. Dass Boon im Zuge des Wirecard-Skandals und dürftiger Nutzerzahlen keine Zukunft hatte, zeichnete sich bereits ab. Aber auch Yunar, eine Bonusprogramm-App der Deutschen Bank, wird nun eingestampft. Das dürfte gerade jetzt für den Konzern doppelt ins Kontor schlagen. Immerhin wollte die Deutsche Bank mit Yunar zeigen, dass es auch außerhalb großer Konzernstrukturen etwas Großes im Start-Up-Stil aufziehen kann. Nachdem in der letzten Woche Zeitgold scheiterte, in das die Deutsche Bank ebenfalls investierte, bricht nun eine weitere Digital-Hoffnung des Konzerns weg. Der digitale Vordenker Markus Pertlwieser hatte das Unternehmen bereits im April verlassen. Philip Laucks von der Deutschen Bank sagte indes, dass dies nicht das Ende der digitalen Projekte bedeute. Man habe vielmehr gelernt, wie man neue Angebote aufziehe und diese bei digital affinen Kunden ausrolle. An der Yunar-Pleite seien im Grunde die Corona-Situation und das veränderte Verhalten der Kunden schuld. faz.net, handelsblatt.com, paymentandbanking.de
N26 und Wirecard vor Betriebsratswahlen: Von Vertrauen „auf einem historischen Tiefstand“ ist die Rede in einem Brief von N26-Mitarbeitern an die Belegschaft. In jedem Brief wurde nun die Gründung eines Betriebsrats angekündigt. Das Unternehmen selbst hat bereits reagiert und angekündigt, einen Betriebsrat zu respektieren. Auf einer eigens eingerichteten Website bemängeln anonyme Mitarbeiter unter anderem fehlende Transparenz bei Gehältern, die Befristung von Verträgen und hohen Arbeitsdruck. Ebenfalls in dieser Woche veröffentlichte „FinanceFWD“ dann auch die Absicht einiger Wirecard-Mitarbeiter, in der aktuellen Krisenzeit einen Betriebsrat zu gründen. Allein, dass dies bislang an ablehnender Haltung des Konzerns gescheitert sei, lässt tief blicken in die Strukturen eines Dax-Konzerns. financefwd.com, financefwd.com
Fintech Meetup sucht Unterstützung: Seit geraumer Zeit schon ist der finletter Medienpartner der regelmäßig in Düsseldorf stattfindenden Fintech Meetups. Nachdem es zuletzt ruhiger um die Veranstaltung geworden war, erklärte sich nun Organisator Boris Janek in einem Newsletter. Er erläuterte, dass durch seine berufliche Veränderung eine regelmäßige Präsenz im Rheinland nicht mehr möglich sei. Da die Meetups aber weiter bestehen sollen, sucht Janek nach neuen Mitstreitern, die Seminare auch präsent in Düsseldorf unterstützen wollen. meetup.com
Auf Stimmungseinbruch folgt das Hoch: Seit das Center for Financial Studies (CFS) quartalsweise die Stimmung in der Finanzbranche misst, hat es keinen so drastischen Stimmungs-Anstieg gegeben wie in der aktuellen Erhebung. So sei die Stimmung wieder über den neutralen Wert von 100 gestiegen. Diesem positiven Wert ging gleichwohl zuvor wegen Covid 19 die Stimmung so sehr in den Keller, wie nie zuvor in einem Drei-Monats-Zeitraum seit Beginn der Erhebung 2007. Zeitgleich kamen auch aus den von Corona besonders hart getroffenen USA gute Nachrichten, zumindest was die Stimmung betrifft. Laut Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) sei der Stimmungswert der US-Dienstleister entgegen der allgemeinen Erwartungen nämlich nicht gefallen, sondern sogar angestiegen. asscompact.de, cash.ch
Netto zieht mit Scan&Go nach: Vor einem Monat erst wurde berichtet, dass die Supermarktkette Penny mit Scan&Go in zehn Filialen in Bayern ein direktes Einscannen und schnelles Bezahlen der Produkte durch den Kunden testet. Nun ist auch die Kette Netto nachgezogen. Anders als bei Penny, können Produkte gleich in der App des Supermarkts gescannt werden, eine Freischaltung über einen QR-Code ist nicht nötig. supermarktblog.com
Kontaktloses Zahlen gewinnt bei allen Generationen: Laut Mobile Payment Monitor 2020 hat sich die Zahl derer, die mobil bezahlen, innerhalb eines Jahres verdoppelt auf nunmehr 12 Prozent. Aber auch das Zahlen mit Karte generell hat hinzugewonnen, während die Zahl derer, die Bargeld favorisieren, um sechs Prozentpunkte gefallen ist. Bei den jüngeren Befragten sei der Anteil derer, die schon einmal mobil gezahlt hätten, zwar nochmal erhöht, aber auch in der Gruppe über 61 sei demnach etwa das kontaktlose Zahlen um 20 Prozentpunkte gestiegen. Dabei seien Hygiene-Aspekte zwar ein relevanter, nicht aber der wichtigste Beweggrund. Vor allem gehe es Kunden um Convenience und das leichtere Tracken der Ausgaben. it-finanzmagazin.de
Thinksurance erweitert Führungsteam: Das Insurtech hat die Position Head of Platform geschaffen und mit Christina Niens besetzt. In dieser Funktion berichtet sie künftig direkt an die Geschäftsführung über Themen, die sich um Plattformentwicklung, Design oder PR drehen. Niens war zuvor im Marktmanagement der Helvetia tätig. asscompact.de
Vivid Money will vergessene Abos bekämpfen: Subscription Control heißt das Tool, das für all jene interessant werden könnte, die irgendwann einmal ein Probe-Abo abgeschlossen haben und dies nun aufgrund mangelnder Übersicht über die eigenen Finanzen regelmäßig für etwas zahlen, obwohl sie es gar nicht mehr aktiv nutzen. Eine Künstliche Intelligenz soll solche Zahlungen erkennen und auflisten, sodass es dem Nutzer leicht fällt, Abos bewusst aufrecht zu erhalten oder eben zu kündigen. mobiflip.com
– Fintech-News International –
Spanische BBVA-Bank setzt auf Quantentechnologie: Die BBVA möchte mit neuer Technik revolutionäre Wege beschreiten, Prozesse optimieren und Probleme lösen. Hierzu ist sie nun eine Partnerschaft mit Fujitsu eingegangen. Die eigentliche Quantentechnologie befindet sich noch im Stadium der Labor-Testphase. Fujitsu hat mit dem Digital Annealer nach eigener Aussage aber bereits eine Brückentechnologie geschaffen. Diese als „quanteninspiriert” bezeichnete Technologie soll wesentlich schneller und effizienter arbeiten als bisherige Programme. So könne der Digital Annealer beispielsweise eine ideale Investitionsverteilung in einem Portfolio errechnen, um angeblich Erträge zu steigern und Risiken zu minimieren. fintechfutures.com
Zahlen mit dem Gesicht: In Rumänien hat das Fintech PayByFace biometrische Gesichtserkennung mit einem Payment-System verknüpft. Diese Bezahlmöglichkeit wird künftig zunächst in Kaffee-Filialen in Bukarest angeboten. In der technischen Umsetzung hilft der Online-Kartenzahlungs-Prozessor Euplatesc. Im Ergebnis sollen Kunden so in der Lage sein, ohne Bargeld, Telefon oder Karte bezahlen zu können. thepayers.com
Produktleiter verlässt Revolut: Nach rund drei Jahren bei dem britischen Fintech wechselt George Robson zu Sequoia Capital, einem VC aus dem Silicon Valley, das seine Präsenz in Europa ausbauen wird. Laut dem Artikel war Robson zuletzt Product Owner für Revolut Premium, das kostenpflichtige Konto von Revolut. An gleicher Stelle wird aber auch herausgestellt, dass Robson auch an anderen Unternehmensentscheidungen einen entscheidenden Anteil hatte. Wenn es im Artikel auch nicht explizit erwähnt wird, reiht sich Robson damit in eine ganze Reihe führender Revolut-Köpfe ein, die in der jüngeren Vergangenheit das Unternehmen verlassen haben. techcrunch.com
Mögliche Ermittlungen gegen Alipay und Wechat: Laut „Finextra” sammelt die chinesische Kartellbehörde seit einigen Wochen Informationen, anhand derer über die Einleitung eines Verfahrens gegen die beiden chinesischen Vorzeige-Player eingeleitet werden könnten. Das Portal beruft sich dabei auf Reuters-Informationen, nach denen die chinesische Volksbank dem Ausschuss nahegelegt habe, sich mit Nichtbanken-Zahlungsunternehmen zu beschäftigen, da diese durch ihre enorme Marktmacht den Wettbewerb ausschalten würden. finextra.com
– Treffpunkte –
e-Payments Challenge: Worldline veranstaltet die dritte Auflage der e-Payments Challenge in virtueller Form. Das Event widmet sich dem Anspruch, eine bargeldlose Gesellschaft datengetrieben neu zu erfinden. Der Veranstalter möchte hierzu all jene zusammen bringen, die am Ökosystem der Zahlungstechnologien beteiligt sind. In der Hauptsache soll es unter dem Oberthema um finanzielle Nachhaltigkeit, verbesserte Kundenerlebnisse und die gemeinsame Gestaltung eines gesellschaftlichen Wandels gehen. 17. und 18. September
Webinar – Making Machine Learning for Fraud Detection work harder, and smarter: Betrugserkennung ist gerade im Finanz-Sektor ein großer Vorteil, gerade dort, wo es Betrügern auf Grund der angenehmeren Kundenerfahrung besonders leicht gemacht wird. Immerhin sinkt bei der Beschleunigung von Zahlungen der Zeitraum, in dem Betrug erkannt werden kann. Umso wichtiger sei eine maschinelle Detektion. In dem Webinar geht es daher um solche Verfahren und wieso es sinnvoll sein kann, Nicht-Fachleute entsprechend zu schulen. 08. Oktober
Mehr Veranstaltungen zu Fintech finden Sie im Event-Kalender auf finletter.de. Wir versuchen, den Kalender in Corona-Zeiten regelmäßig zu updaten, um nicht versehentlich auf eine abgesagte Veranstaltung hinzuweisen. Schicken Sie uns gerne eine E-Mail, falls Sie einen Hinweis haben.
– Wochenendlektüre –
Gefahren des Neo-Brokerage: Geht es um den US-amerikanischen Präsidenten, dürfte viele nicht mehr überrascht sein, wenn dessen Entscheidungen auf den ersten Blick verwirrend wirken. Manch einer dürfte sich aber dennoch die Augen gerieben haben, als Donald Trump das fast schon kaputt gewirtschafteteTraditions-Unternehmen Kodak via Kredit mit über einer dreiviertel Milliarde US-Dollar versorgte. Begründet wurde der Schritt damit, dass Kodak nicht nur Kameras, sondern vor allem Filme hergestellt habe und als Chemie-Unternehmen nun aktive Wirkstoffe für Pharmazeutika herstellen könne. Der Aktienkurs des Unternehmens sprang in der Folge um weit über 1000 Prozent. Soviel zur einen Seite der Geschichte. Das Portal „FinanceFWD“ berichtet, dass sich vor allem Kleinanleger zum Kauf der Kodak-Aktien haben mitreißen lassen. Das Beispiel von über 100.000 Kleininvestoren zeige demnach recht deutlich, dass Neo-Broker wie Robinhood zum einen einen leichten Zugang zum Aktienmarkt gewähren würden. Es zeige aber auch die Gefahren, die in der schwellenlosen Investitionsmöglichkeit lägen. financefwd.com, boerse-online.de
KI im Banking: Ist Künstliche Intelligenz in der Finanzwelt ein Gamechanger oder bloß ein weiteres Buzzword? Der Frage gehen seit Monaten viele Autoren nach und der finletter sammelt viele dieser Argumente. Franz Nees zeigt in seinem Blogeintrag auf, dass es in der Frage nicht nur Extreme gibt und dass auch die Erwartungshaltung beeinflusst, wie man KI künftig bewerten wird. finance-it-blog.de
Dezentralisiertes Banking: Ähnlich ist es beim DeFi, dem Decentralized Financing. Nunmehr fünf Jahre sind ins Land gegangen, seit mit Etherum eine Technik geschaffen wurde, um die Verwaltung dezentraler Anwendungen in einer Blockchain zu ermöglichen. Seither gab es viele Meinungen zur Entwicklung in der Zukunft. So leicht DeFi Anwendungen machen könnte, etwa weil Mittelsmänner durch Smart Contracts überflüssig werden, so komplex ist das ganze Thema. Speziell aber in der ganz jungen Vergangenheit gewinnt das DeFi spürbar an Fahrt, weshalb Bitkom ein Infopapier zum Thema veröffentlichte und jetzt in einem Interview mit „Paymentandbanking” Rede und Antwort stand. Im Ergebnis könne es demnach sein, wie mit dem Internet. So könne die DeFi-Technik zum Alltags-Bestandteil im Hintergrund werden, ohne dass Nutzer verstehen, was genau DeFi überhaupt ausmache. paymentandbanking.com
Digitalisierung von Anleihen: Wie zum Beweis beleuchtet auch die „FAZ” das dezentralisierte Finanzsystem. Dort ist die Rede von einem „vielversprechenden Anfangsstadium.” Zwar sei der Markt noch recht überschaubar, die Verbindungen zur traditionellen Finanzwelt würden aber immer enger geknüpft. Auch hier werden besonders Automatisierungsmöglichkeiten durch smarte Protokolle betont. faz.net
Von Skandalen lernen: Es ist nicht alles Gold was glänzt. Das ist eine platte Lehre, die man aus den größten Finanzskandalen ziehen kann. Das Portal „Fintechfutures” wirbt aber dafür, konkreter zu werden. So seien Skandale wie der um Wirecard bestens geeignet, das eigene Verständnis von der der Finanzwelt zu vertiefen. So zeige gerade dieser Fall beispielsweise, wie wichtig Diversifikation im Portfolio sei. Dazu geht der Artikel auf drei weitere Finanzskandale ein sowie auf die Lehren, die er aus diesen zieht. fintechfutures.com
– Meist gelesen in der letzten Woche –
… war der Beitrag darüber, dass N26 die Bankkarte überflüssig machen will. mobiflip.de
– Das Beste zum Schluss –
Mit Flaschenpfand gegen Knöllchen: Kommunalen Verwaltungen wird ja gerne einmal nachgesagt, träge zu arbeiten. Zumindest beim Thema Geld ist aber auch da die Motivation groß, Wege zu vereinfachen. Die Stadt Köln hat daher nun ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, das besonders Serien-Verkehrssündern in die Karten spielen könnte. Künftig kann man an der Supermarktkasse in der Domstadt nämlich nicht nur seine Einkäufe bezahlen und Bargeld abheben. Zusätzlich wird es auch möglich sein, offene Strafzettel zu begleichen. Das spart dem Verkehrssünder zum einen die Überweisung. Zum anderen soll der Vorgang mittels Barcode anonymisiert ablaufen, die Stadt würde demnach keine personenbezogenen Daten erhalten und der Kassenzettel sollte ebenfalls keine Verkehrsordnungswidrigkeit ausweisen. So können Studenten in Köln demnächst das Falschparken mit dem Flaschenpfand der letzten WG-Party verrechnen. sueddeutsche.de