finletter 147 – Ing Diba und Lendico, Haspa und Yomo, Petro

Christina Cassala
Christina Cassala

Ing Diba übernimmt Lendico

Die Nachricht: Am Montag teilte die Ing Diba mit, dass sie mit der Übernahme des Berliner Start-ups Lendico ihr Geschäft mit Firmenkrediten ausbauen will. Eine Meldung, die kurz darauf als Signal für die Finanzszene gefeiert wurde. Endlich sei eine Bank mutig und konsequent genug, um nach der weitgehenden Digitalisierung des Retailgeschäfts nun offenbar denselben Weg im KMU-Bereich zu beschreiten, hieß es. Lendico wurde gar schon als Trendsetter auf dem Weg hin zu „Fintechnisierung“ des Bankenwesens gefeiert.

Kommentar der Autorin: Ein Vorzeigeszenario für die Branche also? Wohl kaum. Denn: Nach nicht erfolgten Investments, einer halb verpatzen Übernahme durch den britischen Hedgefonds Arrowgrass und trotz eines Strategiewechsels flog das 2013 gegründete Lendico aus dem Hause Rocket Internet nie wirklich. Eine andere Lesart der Meldung könnte daher sein: Die Direktbank ist in erster Linie an der Technologie von Lendico interessiert. So spart sich das Institut die teure Entwicklung einer eigenen Anwendung. Das ist aus Sicht der Bank nachvollziehbar, rückt aber die vermeintliche Signalwirkung in ein anderes Licht: Für die jungen Wilden tut die Entwicklung gar nichts. Und durch den Zukauf eines (obendrein erfolglosen) Fintechs wird ein Kreditinstitut nicht automatisch selbst eines.

Finanz-Szene, Handelsblatt, Wirtschaftswoche, Tagesspiegel, Deutsche Startups


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– Fintech-News Deutschland –

Haspa zieht sich aus Yomo zurück: Die IT-Umstellung bei der Hamburger Sparkasse bindet laut „FAZ“ gerade zu viele Kräfte, heißt es unter anderem zu den Gründen. Wann und ob überhaupt sie Yomo einsetzen wird, konkretisierte die Haspa nicht. Ein mobiles Konto für die junge Zielgruppe solle es erst 2019 geben. FAZ, Handelsblatt, Finanz-Szene

Das ging schnell: Kaum elf Monate nach Abschluss seiner Seed-Runde gibt das Insurtech-Start-up Gabi nun eine Series-A-Finanzierung in Höhe von 9,5 Millionen US-Dollar bekannt. In knapp einem Jahr konnte Gabi somit insgesamt rund zwölf Millionen US-Dollar einsammeln. Mit der Finanzierung plant das Team, bis Ende 2018 USA-weit zu expandieren. Wiwo, Gründerszene

Smava und Solarisbank kooperieren: Ab sofort machen das Berliner Vergleichsportal Smava und die Solarisbank gemeinsame Sache und bieten mit dem Produkt, das auf den Namen Kredit2Day hört, einen eigenen Ratenkredit an. Handelsblatt, Pressemitteilung

Giromatch sucht sich Partner: Das lokale Fintech-Start-up Giromatch findet in der Degussa Bank einen neuen Partner. Mit der Kooperation soll der Weg vom Kreditmarktplatz hin zum Technologieanbieter weiter vorangetrieben werden. Handelsblatt

Ab nach Deutschland: Die französische P2P-Plattform Lendix bereitet derzeit ihren Markteintritt in Deutschland und den Niederlanden vor. Die Expansion folgt auf ein neues Engagement der Europäischen Investitionsbank im Januar. Größter Konkurrent hierzulande wäre Auxmoney. Altfi

Raisin geht auf die Insel: Kaum verkündete Raisin Anfang des Jahres den Einstieg von Paypal, schon bereitet der Berliner Einlagenmarktplatzes den Markteintritt in UK vor. Raisin UK nimmt derzeit eine Reihe Banken in die Plattform auf. TechCrunch, Finextra

 

– Fintech-News International –

Erfolg durch „Petro“? Wie Venezuelas Präsident Maduro verkündete, haben Investoren bereits am ersten Verkaufstag der landeseigenen Kryptowährung „Petro“ Interesse am Kauf in Höhe 735 Millionen Dollar gezeigt. Bis Mitte März können Interessenten in den „Petro“ investieren; 100 Millionen digitale Münzen sollen zu jeweils etwa 60 Dollar ausgegeben werden. Das krisengeplagte Land will damit den wirtschaftlichen Befreiungsschlag erreichen. Kritiker bleiben skeptisch. Spiegel Online, FAZ, Handelsblatt

Telegram und der Geldregen: Stolze 850 Millionen US-Dollar sammelte der Whatsapp-Konkurrent Telegram ein. Außerdem will das Unternehmen weitere 600 Millionen US-Dollar mithilfe eines ICOs generieren. Mit der Summe will Telegram eine eigene Blockchain-Plattform entwickeln. TechCrunch, t3n

Totgeglaubte leben länger: Der Computerspiele-Veteran Atari macht jetzt in Kryptowährung und plant aktuell offenbar den Einsatz von gleich zwei verschiedenen Token. Atari entwickelt die Plattform gemeinsam mit der Firma Infinity Networks. Die Aktien von Atari sind kurz nach der Ankündigung um mehr als 60 Prozent in die Höhe geschnellt. Business Insider, Bloomberg, Computerbild, Pressmitteilung

Ripple kooperiert mit Südamerika: Nach Bekanntgabe der Zusammenarbeit mit der Zentralbank Saudi Arabiens, um Zahlungsabwicklungen zu erleichtern, zieht Ripple mit der größten Bank Lateinamerikas, der Itau Unibanco aus Sao Paulo, jetzt auch dort nach. Wallstreet-Online, BTC-Online

 

– Treffpunkte –

Summit: Der IQPC Blockchain & Smart Contracts Summit 2018 legt besonderen Fokus auf Use Cases aus relevanten Branchen und Benchmarking potenzieller Lösungen. Berlin, 27. und 28. Februar. Eventseite

Between the Towers: Zu Gast ist das Format dieses Mal in der Schweiz. Mit dem Banking Software-Anbieter Temenos konnte als Keynote ein erfolgreiches Schweizer Unternehmen gewonnen werden, das über Internationalisierung, Kooperationen und den Temenos Innovation Jam berichten wird. 6. März, Zürich. Eventseite

Symbioticon 2018: Der Hackathon Symbioticon der Sparkassen-Finanzgruppe geht in Frankfurt in die dritte Runde. 20. bis 22. November, Frankfurt. Eventseite

Mehr Veranstaltungen zu Fintech finden Sie im Veranstaltungskalender auf finletter.de.

 

– Wochenendlektüre –

Bafin äußert sich zu Tokens: Die Finanzaufsicht hat in einem Hinweisschreiben dazu Stellung genommen, wie Tokens rechtlich einzuordnen sind. Parallel spricht Bafin-Chef Felix Hufeld über die Regulierung der Kryptowährung Bitcoin in Deutschland in „Börse Online“. FAZ, Börse Online, Bafin

Interview: Die Sorge um das große Bankensterben treibt die Szene um. Stimmt es, dass 90 Prozent der Geldhäuser bis 2030 verschwunden sein werden? Ein Interview mit den Studienleitern einer Untersuchung zu diesem Thema. Der Bank Blog

Gesponserter Beitrag: Im finletter-Interview erfahren Sie mehr über die Global Insurtech Roadshow, die erste ihrer Art, die in drei Wochen in Frankfurt stattfindet. finletter

Wie rechts ist die Szene? Für reichlich Gesprächsstoff in der Szene hatte die Ankündigung gesorgt, die rechtspopulistische AfD-Politikerin Alice Weidel wolle ein Bitcoin-Startup gründen. Gleichzeitig sollte sie bei einer deutschen Konferenz rund um Bitcoin und andere Kryptowährungen in Hamburg auftreten. Zwar wurde sie als Speakerin von der Seite des Veranstalters wieder entfernt, dennoch stellt sich wieder einmal die Frage, wie rechts die Kryptoszene eigentlich ist. Denn auch der Veranstalter der Konferenz steht im Verdacht, dem rechten Rand zu entspringen. Immer wieder gibt es in diesem Zusammenhang Überlegungen, wie nah sich libertäre und rechte Ideologien sind. t3n

 

– Meist gelesen in der letzten Woche –

… war der Beitrag von finletter-Gastautor Friedrich W. Kersting über Bankvorstände, die auf falsche Projekte und falsche Berater setzen. finletter

 

– Das Beste zum Schluss –

Vergessen Sie Kreditkarten! Spannende Zahlen aus China zeigen, dass die Nutzer im bevölkerungsreichsten Land der Erde das Thema Kreditkarten gleich überspringen und in großem Stil das Mobile Payment etablieren. Die mobilen Zahlungsvorgänge in China erreichten von Januar bis Oktober letzten Jahres einen Rekord von 81 Billionen Yuan (12,8 Billionen US-Dollar). South China Morning Post