Im Jahr 2016 ist Blockchain im Mainstream angekommen. Zumindest, wenn wir über Interesse und Aufmerksamkeit in den weltweiten Medien sprechen – und ein Start-up aus Deutschland hatte daran einen nicht unbedeutenden Anteil: Christoph Jentzsch, Mitgründer von slock.it, einem Blockchain-Sharing-Unternehmen aus Berlin, hat sozusagen als Nebenprojekt den ersten automatisierten Investmentfonds entwickelt und damit 160 Millionen Dollar eingesammelt. The Dao war auch in dieser Kolumne und im finletter immer wieder ein Thema. Inklusive der unerwarteten Begleiterscheinungen – The Dao wurde gehackt und zu einem sogenannten Hard Fork gezwungen – war dem Fonds und Chrostoph Jentzsch die ungeteilte Aufmerksamkeit der Medien- und Businesswelt im Frühjahr und Sommer dieses Blockchain-Jahres sicher.
Das Jahr in Blockchain-Zahlen
Insgesamt wurden – laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers – in den ersten neun Monaten des Jahres mehr als 1,4 Milliarden Dollar in Blockchain-Start-ups investiert. Dabei war in den Segmenten Finance, Healthcare und Supply Chain Management die Investitionsaktivität besonders hoch. Und wenn wir über Finance sprechen, dann müssen auch wir über Banken sprechen.
Für die war Blockchain das Thema des Jahres. Kein Wunder, denn theoretisch sind alle Finanztransaktionen durch Blockchain nicht nur optimierbar, sondern sogar ersetzbar. 2016 beschäftigte sich nahezu jedes etablierte Finanzunternehmen der Welt mit Blockchain. Dabei gingen die Einschätzungen und Bewertungen von „Lösung ohne Problem“ bis hin zu „größere Disruptionskraft als das Internet“ weit auseinander. Angst und Hoffnung sind so groß, dass Banken zu den „Early Adoptorn“ der Technologie gehören und der Start-up-Szene tatsächlich in nichts nachstehen. Es gab allerdings auch einige negative Schlagzeilen für die größte Blockchain-Banken-Initiative R3. So hat das zuletzt aus 70 Banken bestehende Konsortium im Laufe des Jahres einige hochkarätige Partner verloren, unter anderem Goldman Sachs, Banco Santander und Morgan Stanley. Dies könnte allerdings auch ein Zeichen für den Bedeutungsgewinn von Blockchain sein, da die Abtrünnigen wiederum damit begonnen haben, eigene Projekte und Experimente durchzuführen.
Gesellschaftliche Gegenbewegungen und Blockchain
Nun ist Blockchain mehr als eine Möglichkeit für Kostenreduzierung, Effizienzsteigerung und mehr Sicherheit. Die Technologie hat eine deutlich politische und gesellschaftliche Komponente. Die Gegenbewegungen, die nicht nur Geschäftsmodelle sondern Weltbilder revolutionieren möchten, konnten sich dieses Jahr zwar wenig positionieren, waren aber dennoch nicht untätig. Besonders intensiv wird Blockchain im Rahmen des sich weltweit formierenden Platform Cooperativismus diskutiert und angewendet.
Von den politischen Bewegungen der alten Welt, die teilweise vor der Zeit des Internet bereits aktiv waren, werden wir auch 2017 keine größeren Aktivitäten erwarten können. Insbesondere in Deutschland sind sie meist zu technikfern. Zumal die extreme Dezentralität der Blockchain diese Bewegungen auch in ihrem internen Selbstverständnis und ihrer hierarchischen Struktur gefährdet.
Während dessen plant Christoph Jentzsch schon den nächsten Schritt: eine Charity Dao.